Unternehmen im Metaverse | SEEBURGER
IoT & Industry 4.0

Retail- und CPG-Unternehmen im Metaverse: Wie könnte die Zukunft aussehen?

| | Editorial Team, SEEBURGER
Metaverse: Chance für Unternehmen der Retail- und CPG-Industrie

Die digitale Transformation hat sich längst über die Optimierung unternehmens- oder brancheninterner Prozesse hinaus entwickelt. Digitale Marktplätze und deren Strukturen bieten zunehmend neue und scheinbar unendliche Möglichkeiten – wie zum Beispiel den Eintritt ins Metaverse. In diesem Blog erfahren Sie, was die virtuelle Welt des Metaverse für Unternehmen, insbesondere aus der Einzelhandels- und Konsumgüterindustrie (CPG), bereithält und lernen sowohl Vorteile als auch Kritikpunkte kennen. Infos über die Grundlagen des Metaverse finden Sie im Beitrag Willkommen im Metaverse.

Bevor Sie sich jedoch direkt in die virtuelle Welt des Metaverse stürzen, stellen Sie sich zunächst folgende Fragen: Wie kann sich Ihre Marke oder Ihr Unternehmen in diesem neuen Bereich bewegen?1 Ist ein digitaler Flagship-Store in Ihrem Fall tatsächlich sinnvoll? Wo liegen die Vorteile und Risiken? Welche Arten von Shops wären denkbar? Fangen wir bei den Vorteilen an:

Die Vorteile des Metaverse für Unternehmen im Bereich CPG und Retail

Im ersten Teil wird das Metaverse als virtuelle Welt beschrieben, die immersiv ist und nicht nur auf Text basiert, was dem User die Möglichkeit gibt, selbst zu entscheiden, wie er seine 3D-Umgebung, in der er sich als Avatar bewegen kann, gestalten möchte.  Für Unternehmen im B2C oder B2B bietet dies sowohl intern als auch extern einige Vorteile:

1) Verbesserte Kommunikation und Zusammenarbeit in Unternehmen im Metaverse

In einer virtuellen Umgebung können Mitarbeitende aus aller Welt als Avatare miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten. Durch die Möglichkeit, verschiedene virtuelle Arbeitsumgebungen selbst zu erschaffen, können Teams gemeinsam in der Cloud innovative Lösungen direkt für den POS und somit den Kundenkontakt entwickeln. Darüber hinaus können sie sich leicht mit anderen Teams verbinden, um den Austausch von Informationen und Ressourcen zu ermöglichen. Schulungen können interaktiv im Metaverse stattfinden. Gibt es im Metaverse einen Bereich exklusiv nur für Mitarbeiter-Avatare eines Unternehmens oder einer Branche, gleicht dies einem exklusiven Event, der sowohl für Mitarbeitende, als auch für die Kunden- und Partnerbindung genutzt werden kann. Dies setzt völlig neue Maßstäbe für die Kollaboration mit Partnern aus der Wertschöpfungskette, etwa Handel und Industrie.

2) Erhöhung der Produktivität und Effizienz für Unternehmen im Metaverse

Verbesserte Kommunikation und Interaktion wirken sich positiv auf Produktivität und Effizienz aus. Unternehmen können im Metaverse auf eine Vielzahl von Tools und Ressourcen zugreifen, die ihnen helfen, ihre Arbeit noch effektiver zu gestalten. Dazu gehören beispielsweise virtuelle Konferenzlösungen, Online-Projektmanagement-Tools und 3D-Modellierungsanwendungen. Mit all diesen Ressourcen können Unternehmen im Metaverse ihre Arbeitsabläufe optimieren, gezielter an Lösungen (die ja selbst virtuell repräsentiert sind) arbeiten und Anforderungen aus deren Nutzung direkt in die Entwicklung neuer Lösungen einfließen lassen.

3) Bessere Produktvermarktung speziell für Retail- und CPG-Unternehmen im Metaverse

Unternehmen können in einer virtuellen Umgebung ihr Angebot auf sehr kreative Weise und neuartige Weise präsentieren und vermarkten. Beispiele hierfür finden Sie unter dem Punkt 3D-Visualisierung. Diese zeigen hervorragende Möglichkeiten auf, neue Kunden zu gewinnen und die Marke des Unternehmens zu stärken. Gerade für den E-Commerce bietet das Metaverse ganz neue Verkaufsmöglichkeiten. Wussten Sie, dass Besucher durch den Einsatz von Augmented Reality bereits heute länger auf E-Commerce-Webseiten gehalten werden? So kann VR als Tool für interaktive Erfahrungen eingesetzt werden, wenn ein Unternehmen beispielsweise Erlebnisse verkauft. Weitere Ideen für Unternehmen im Metaverse sind:

  • Digitale Zwillinge
    Im B2C zählen digitale Zwillinge zu den spannendsten Möglichkeiten im Metaverse. Ein digitaler Zwilling ist eine virtuelle Repräsentation eines realen Objekts, welche in Echtzeit aktualisiert wird. Unternehmen können digitale Zwillinge nutzen, um ihre Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren, aber auch um Shops und PoS-Bereiche aus realen stationären Flächen zu virtualisieren, um Kunden ein Erlebnis bedarfsgerecht, etwa von Vertrautheit oder der Anregung, zu bieten.
  • Marktplätze im Metaverse
    Auf Marktplätzen können im Metaverse wie auch offline Waren getauscht werden. Auch Künstler können ihre Kunstwerke in virtuellen Vernissagen präsentieren und ihre digitalen Werke mittels NFT und Blockchain sogar dort verkaufen.
  • Virtuelle Influencer
    Im Metaverse sind virtuelle Influencer computergenerierte Charaktere oder Avatare, die in virtuellen Welten oder sozialen Medienplattformen agieren. Im Gegensatz zu traditionellen Influencern, die reale Personen sind, existieren virtuelle Influencer ausschließlich digital und haben keine physische Präsenz. Sie können als Markenbotschafter auftreten, Produkte bewerben, an virtuellen Events teilnehmen und mit anderen Nutzern interagieren. Virtuelle Influencer sind Teil der immer weiter wachsenden Verschmelzung von realer und virtueller Welt und spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der digitalen Kultur und im Marketing.
  • 3D-Visualisierung
    In der 3D-Visualisierung werden Computergrafiken, -modelle und -animationen verwendet, um die visuelle Darstellung des Metaverse zu erzeugen. Diese Techniken ermöglichen es den Benutzenden, sich in der virtuellen Umgebung zu bewegen, Objekte zu sehen und zu interagieren. Durch die Nutzung von Virtual Reality (VR) oder anderen immersiven Technologien kann die 3D-Visualisierung im Metaverse ein beeindruckendes Gefühl von Präsenz und Immersion vermitteln. Beispiele für die 3D-Visualisierung sind:

    • Virtuelle Produktpräsentation im Metaverse: Virtuelle Produktpräsentationen im Metaverse beziehen sich auf die Darstellung und Vorführung von Produkten in einer virtuellen Umgebung. Unternehmen nutzen diese Technik, um ihre Produkte auf innovative und ansprechende Weise zu präsentieren und potenziellen Kunden ein besonderes Erlebnis zu bieten. Virtuelle Produktpräsentationen sind im Vergleich zu virtuellen Showrooms detaillierter und bieten ein umfassendes Verständnis des Produkts.
    • Virtuelle Showrooms bzw. Schaufenster im Metaverse: Virtuelle Showrooms im Metaverse sind digitale Umgebungen, die es Unternehmen ermöglichen, ihre Produkte oder Dienstleistungen in einer virtuellen Realität darzustellen. Sie dienen als virtuelle Ausstellungsräume oder Schaufenster, in denen Benutzer in einem immersiven und interaktiven Umfeld Produkte betrachten, erkunden und manchmal sogar damit interagieren können. Beispielsweise gibt es heute bereits virtuelle Fashion Weeks im Metaverse, wo die Mode von Avataren vorgestellt wird.2 Im Vergleich zu virtuellen Produktpräsentationen zielen virtuelle Schaufenster darauf ab, das Interesse zu wecken und den Benutzenden dazu zu bewegen, weitere Schritte zu unternehmen.
    • Virtuelle Anproben im Metaverse: Virtuelle Anproben ermöglichen es den Benutzenden, Kleidungsstücke oder andere Produkte in Echtzeit digital anzuprobieren, ohne sie physisch zu besitzen. Diese Modelle werden dann auf den Körper des Benutzers projiziert, entweder durch die Verwendung von Avataren oder durch die Erfassung und Abbildung der Körperstruktur des Benutzers mittels 3D-Scans oder anderen Technologien. Im E-Commerce kann mithilfe der AR-Technologie beispielsweise digitale Mode angeboten werden oder Kosmetika, Brillen oder andere Retail-Artikel mit der „Try Before You Buy“-Methode vor dem Kauf anprobiert werden.

4) Neue Investitionsmöglichkeiten im Metaverse

Das Metaverse bietet heute schon vielseitige Möglichkeiten für Investitionen und Finanztransaktionen, sodass erwartet werden kann, dass Investitionskapital angelockt, aber auch aufgebaut wird. Folgendes bietet für CPG- und Retail-Märkte im Metaverse einen Vorteil:

  • NFT im Metaverse
    Im Metaverse geht es nicht nur um virtuelle Welten und Avatare, sondern auch um die Integration von Kryptowährungen und Blockchain-Technologie. Ein wichtiger Aspekt davon sind NFTs, die einzigartige, digitale Assets repräsentieren. Sie sind im Metaverse eine sehr wichtige Komponente und unterstützen sowohl den digitalen Handel als auch ein gesundes Ökosystem.3 NFTs können in verschiedenen Bereichen des Metaverse eingesetzt werden, zum Beispiel als virtuelle Kunstwerke, Sammelkarten oder sogar als virtuelle Grundstücke. In Spielen können sich Spieler beispielsweise seit langem Wareables, also Kleidungsstücke und Accessoires für Avatare, kaufen. Der Vorteil für Unternehmen: Es gibt neue künstlerische und kreative Ausdrucksmöglichkeiten, die mit digitalen Besitzrechten ein neues Wirtschaftssystem schaffen. NFTs können über verschiedene Metaversen und virtuelle Welten hinweg interoperabel sein, was den freien Austausch von digitalen Assets fördert und die Reichweite der Märkte im Metaverse erweitert. Natürlich gibt es auch Herausforderungen und potenzielle Risiken im Zusammenhang mit NFTs im Metaverse, wie beispielsweise die Volatilität der NFT-Märkte und die Möglichkeit von Betrug oder Urheberrechtsverletzungen. Es ist wichtig, diese Aspekte zu berücksichtigen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um die Märkte im Metaverse sicher und fair zu gestalten.
  • Transaktionen im Metaverse
    Unternehmen können im Metaverse virtuelle Token erwerben und sie als Investition verwenden. Token bzw. Coins können dann an andere Benutzer verkauft oder gehandelt werden. Wenn sie über einen längeren Zeitraum gehalten werden, kann der Wert steigen und somit Gewinne erzielt werden. Auch Krypowährungen sind beliebte digitale Zahlungsmittel. Diese machen Staaten als Garant von Zahlungsmittel und Banken als unabhängiges Institut für die Sicherung der Transparenz und Abwicklung von Zahlungsströmen überflüssig. Via Blockchain werden diese Daten zu Transaktion zwischen den Besitzern und entsprechend vorab zugestimmten und eingebauten „Contracts“ verschlüsselt auf mehreren Servern (fast) manipulationssicher gespeichert. Diese können unter Steigerung ihrer Attraktivität die Ausbreitung eines länderübergreifenden Metaverse massiv unterstützen, gerade weil hier eine wechselseitige Abhängigkeit zu verzeichnen ist.

Digitale Payment-Modelle im Metaverse werden sich aber nicht nur auf neue, digitale Zahlungsmittel beziehen. Auch klassische Banken werden im Metaverse vorhanden sein. Viele Interaktionen werden auch im Metaverse weiterhin direkt über verschlüsselte Bankkonten oder Kreditkarten abgewickelt. PayPal beispielsweise harmonisiert bereits alte und neue Zahlungsströme.4

Kritik am Metaverse

Selbstverständlich gibt es berechtigte Kritik am Konzept Metaverse, die nicht unterschätzt werden darf. Häufig sind diese Gradmesser über die Reife des noch entstehenden, digitalen Raums. Darunter fallen unter anderem folgende Themen:

  • Datenschutz: Es wird befürchtet, dass das Metaverse eine weitere Möglichkeit für Unternehmen darstellt, die persönlichen Daten der Nutzer zu sammeln und zu nutzen. Das Metaverse kann zu einer weiteren Form der Überwachung und Kontrolle führen. Sind die Daten, die Nutzer dort freigeben, sicher? Wird ihre Identität geschützt?
  • Fehlende Sicherheit in Bezug auf Cyberkriminalität: Da das Metaverse immer mehr an Popularität gewinnt, erhöht sich auch die Anzahl von Hackern und Betrügern, die versuchen, in virtuelle Welten einzudringen und private Informationen zu stehlen oder zu manipulieren. Dies kann eine ernsthafte Bedrohung für jeden darstellen, der online handelt und Inhalte teilt – was natürlich besonders im Metaverse der Fall ist.
  • Ungleiche Teilhabe: Das Metaverse kann eine weitere Möglichkeit sein, die digitale Kluft zwischen denjenigen, die Zugang zu Technologie haben, und denen, die diesen nicht haben, zu vertiefen. Digitale Klassenunterschiede werden geschaffen. Daher besteht die Gefahr, dass nur privilegierte Gruppen von den Vorteilen des Metaverse profitieren können und andere ausgeschlossen werden. Hierzu zählen insbesondere Menschen mit eingeschränktem Zugang zu finanziellen Ressourcen sowie Menschen in ländlichen Gebieten oder ohne Internet-Zugang.
  • Entfremdung von der realen Welt: Wenn Menschen zunehmend Zeit im virtuellen Raum verbringen, besteht die Gefahr, dass sie sich von der physischen Welt entfremden und soziale Interaktionen in der realen Welt vernachlässigen.
  • Schwierige Umsetzung und Erweiterung des Metaverse: Die technischen und rechtlichen Voraussetzungen sind sehr komplex. Derzeit gibt es nur wenige Hardware- und Softwarelösungen, die eine solche virtuelle Realität ermöglichen. Sollte auch im Metaverse eine Abkehr von zentralen Server-Farmen gelingen, die es im Sinne einer wirklichen Verbreitung und Akzeptanz benötigt, tauchen neue Fragen auf, die im Rahmen etwa von GAIA-X adressiert werden.
  • Bedenken hinsichtlich Gouvernance, Regulierung und Souveränität:
    • Wer wird für die Inhalte im Metaverse verantwortlich sein?
    • Wie wird die Sicherheit gewährleistet?
    • Wie kann man sicherstellen, dass sich im Metaverse nicht Social-Media-Effekte wie sich selbstverstärkende Echoräume im Zusammenhang mit Hassreden oder anderen schädlichen Inhalten bilden, die in einem virtuellen Raum weit bedrohlicher für den sozialen und emotionalen Zus genutzt wird?
    • Wie wird sichergestellt, dass sich Monopolisierung und Machtkonzentration nicht weiter ausbreiten, wie bei den großen Tech-Konzernen in der Vergangenheit mit Cloud-Diensten?

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Metaverse für Unternehmen, im Speziellen der Retail- sowie CPG-Industrie, eine Vielzahl von Vorteilen bietet. Von der Erweiterung des Teamworks bis hin zu neuen Möglichkeiten der Markenbildung und -präsentation, wie virtuellen Anproben sowie virtuellen Showrooms. Besonders für die Händler des Retails und CPG eignet sich das Metaverse als Ergänzung zu eigenen Onlineshops und Marktplätzen.5 Allerdings ist es wichtig, berechtigte Kritikpunkte wie Datenschutz und Sicherheit im Auge zu behalten und diese bei der Planung und Umsetzung von Projekten zu berücksichtigen. Dennoch sollten Unternehmen nicht zögern, die Chancen des Metaverse zu nutzen und ihre Präsenz dort auszubauen. Gerade Retail und CPG können hier eine Vorreiterrolle einnehmen und weitere Integrationsmöglichkeiten für B2B-Prozesse bieten. Im zweiten Schritt können Shop-in-Shop-Bereiche, aber auch das Einbetten von digitalen Zwillingen von Herstellern im Kontext des Verkaufs oder der Abwicklung von remote Kundendiensten auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt werden.

Die Zukunft des Metaverse ist vielversprechend und es wird spannend sein, zu sehen, wie Unternehmen diese neue Technologie nutzen werden, um ihre Geschäftsprozesse zu optimieren und Kunden noch besser zu erreichen, und wie somit auch neue Formen der Kopplung von B2B- und B2C-Prozessen entstehen können.

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Ein Beitrag von:

Alexandra hat Germanistik in Mannheim und Waterloo (Kanada) studiert. Bei SEEBURGER kombiniert sie als Teil des Editorial Teams ihre Leidenschaften für Sprache und Reisen auf ausgiebigen Workations, die sie besonders gerne fotografisch festhält. Wenn sie nicht gerade in anderen Gefilden unterwegs ist, hält sie ihre Meetings mit einem Kokos-Latte an der Kaffeebar ab.