Wie nützlich ist Blockchain, um Zeit und Geld in der Wirtschaft zu sparen?
Trends & Innovationen

Die Zukunft der Automatisierung: Sinnvoller Einsatz von Blockchain in der digitalen Prozessautomatisierung

| | Marketing Manager, TCG Process GmbH
Metaverse, Blockchain in digitaler Prozessautomatisierung

Im Zusammenhang mit Datenverarbeitung, Digitalisierung und Automatisierung kommen wir unausweichlich mit Blockchain in Kontakt.

Ob und wie weit wir uns inzwischen schon in einem Metaversum befinden, ist den meisten von uns noch nicht so richtig klar. Genauso sind die damit verbundenen virtuellen Themen, wie Big Data, Blockchain, NFTs und Kryptowährungen, eine große Unbekannte in unseren derzeitigen Projekten. Nichtsdestotrotz beschäftigen sich die Entwicklungsabteilungen sehr intensiv und mit gutem Grund mit dem Thema Blockchain, auch wenn es um die Zukunft der digitalen Prozessautomatisierung geht. Dabei gibt es im Zusammenhang mit Blockchain sehr viele unbeantwortete Fragen, die uns beschäftigen. Wir haben uns mit einigen Fragen etwas genauer auseinandergesetzt und möchten Ihnen mit unseren Antworten unsere Sicht auf Blockchain in Zusammenhang mit digitaler Geschäftsprozessautomatisierung geben.

Blockchain kurz erklärt

Zunächst einmal möchten wir die aktuell für uns und den hier beschriebenen Anwendungsfall passende Definition der Blockchain beschreiben.

Blockchain heißt wörtlich übersetzt Blockkette. Was damit gemeint ist, ist eine stetig erweiterbare Liste an Daten in sogenannten Blöcken.

Diese Blöcke werden mit einem Zeitstempel, den Transaktionsdaten und einem kryptografisch sicheren Wert (Hash) versehen.

Zu Beginn legte die Blockchain-Technologie die technische Basis für Kryptowährungen. Das Konzept wurde genutzt, um für Kryptowährung eine Alternative zum traditionellen Vorgehen bei Finanztransaktionen zu ermöglichen. Traditionell agiert eine Bank als Intermediär in einer Funktion als vertrauenswürdige dritte Partei für die Übermittlung einer Finanztransaktion. „Der Intermediär wird durch die kollektive Verifizierung des Ökosystems ersetzt, das einen extrem hohen Grad an Nachweisbarkeit, Sicherheit und Geschwindigkeit bietet.“[1]

Kurz gesagt, mit der Blockchain entstand die Möglichkeit, sicher und vertrauenswürdige Transaktionen mit Kryptowährungen durchzuführen.

Blockchain entwickelt sich in einer solchen Geschwindigkeit weiter, dass sich auch die Definition laufend weiterentwickelt. Damit wir alle mit dem gleichen Verständnis die weiteren Fragen betrachten, orientieren wir uns an der Definition von Bitkom:

Laut Bitkom[2] sichert die Blockchain-Technologie die Verarbeitung und Prüfung von Datentransaktionen basierend eines sogenannten „verteilten Peer-To-Peer-Netzwerks“. Blockchain gehört zur Distributed-Ledger-Technologie-Familie und nutzt kryptographische Verfahren, Konsensalgorithmen und rückwärtsverlinkte Blöcke. Einmal getätigte Transaktionen sind so quasi unveränderbar.

Bevor es nun „zu kryptisch“ wird, sehen wir uns einmal an, wie sich die Blockchain-Technologie in den letzten Jahren weiterentwickelt hat.

Welchen Nutzen bringt die Blockchain für die Wirtschaft?

Mithilfe der Technologie können regulatorische Anforderungen einfacher erfüllt und nachgewiesen werden. Der heutige Kostenfaktor Compliance – gerade in der Finanzbranche – kann dadurch erheblich reduziert werden.

Lieferketten spielen nicht nur bei Produktionsgütern und ihrem Transportweg eine große Rolle. Auch das Unterzeichnen von Verträgen kann mithilfe von Blockchain auf Echtheit geprüft werden. Zu guter Letzt könnten mit Blockchain-Technologie Wahlen digital durchgeführt werden, ohne der Gefahr von Wahlbetrug.

Deloitte bringt die künftigen Möglichkeiten der Blockchain-Nutzung auf den Punkt:

„Das exponentielle und disruptive Wachstum von Blockchain wird von der Konvergenz öffentlicher und privater Blockchains zu einem Ökosystem bedingt, in dem Firmen, Kunden und Lieferanten auf sichere, prüffähige und virtuelle Weise zusammenarbeiten können.“[3]

Derzeitige Anwendungsfälle der Blockchain

Weiterhin wird Blockchain viel im Bereich der Kryptowährungen genutzt. Doch eine Umfrage des Bitkom-Verbandes zeigt, dass sich vor allem größere Unternehmen mit Blockchain und damit verbundenen Geschäftsmodellen beschäftigen. 17% der Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern geben an, Blockchain bereits einzusetzen. Die Technologie ist also längst in der Wirtschaftswelt angekommen.

Über alle Unternehmen summiert relativiert sich das Bild jedoch: Gerade einmal 2% haben die Technologie im Einsatz, wenn man auch die „kleineren“ Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitenden betrachtet. Größere Unternehmen sehen wohl bereits mehr Anwendungsfälle und haben mehr Budget für die Entwicklung zur Verfügung.

Einsatz der Blockchain - Wo steht Ihr Unternehmen aktuell beim Einsatz von Blockchain-Technologien?
Abbildung 1: Einsatz der Blockchain – Wo steht Ihr Unternehmen aktuell beim Einsatz von Blockchain-Technologien? (Grafik adaptiert aus dem Bericht Blockchain in Deutschland – Einsatz, Potenziale, Herausforderungen | Bitkom[4])
Mit einem Blick in die Finanzbranche, ist der Einsatz von Blockchain laut einer Befragung von Deloitte aus dem Jahr 2021 bereits im „Mainstream“ angekommen:

Wie sehen Führungskräfte aus dem Finanzbereich Blockchain und digitale Vermögenswerte? Inwieweit stimmen Sie jeder der folgenden Aussagen zu oder nicht zu?
Abbildung 2: Wie sehen Führungskräfte aus dem Finanzbereich Blockchain und digitale Vermögenswerte? Inwieweit stimmen Sie jeder der folgenden Aussagen zu oder nicht zu? (Grafik adaptiert und übersetzt aus dem Bericht Global Blockchain Survey 2021 von Deloitte Deutschland[5])
In den Augen des Finanzvorstandes der FSI (Financial Services Industry) ist die Blockchain-Technologie weitgehend skalierbar und hat eine breite Akzeptanz erreicht. Wir stellen also fest, dass die Technologie bereits in der Finanzwirtschaft und auch anderen Teilen der Wirtschaft, gerade in großen Organisationen, genutzt wird.

Wie können Wirtschaft und Industrie von der Blockchain profitieren?

Die Haupteigenschaften der Blockchain machen sie so interessant für die Nutzung in der Prozessautomatisierung.

  • Blockchain funktioniert nach dem Prinzip der Verkettung, Daten gehen nicht verloren. Die Datenblöcke sind in einem zusammenhängenden Strang miteinander verknüpft, wobei jeder neue Block auf dem vorherigen Block aufbaut.
  • Die Daten werden dezentral gespeichert und liegen allen involvierten Parteien als Kopie vor. Datenverlust ist kein Problem.
  • Mithilfe von Algorithmen wird in einem Abstimmungsverfahren sichergestellt, dass alle dieselbe Kette verwenden.
  • Kryptographische Verfahren gelten nach aktuellem technologischen Stand als manipulationssicher und können somit kein Opfer von Manipulation oder Angriffsversuchen werden.
  • Die Daten können verschlüsselt gespeichert und verteilt werden und sind absolut vertraulich.
  • Digitale Signaturen machen das Abstreiten absolut unmöglich und sind sicher vor Fälschungen.

Vor allem die Verbesserung der Datenqualitäts– und Informationssicherheit wird als großer Vorteil gesehen. Auch die Datenvalidierung könnte in großen Business-Ökosystemen dezentral und gleichzeitig sicher stattfinden. Dies geht aus der Umfrage der Bitkom zu potenziellen Anwendungsbereichen der Blockchain-Technologie hervor.[6]

Bei der automatisierten Erkennung, Verarbeitung, Abgleich und Prüfung von Daten sowie des Datentransports zwischen unterschiedlichen Systemen, Personen und Infrastrukturen können diese extrem nützlich sein.

Welche Herausforderungen der Prozessautomatisierung könnten mit Blockchain gelöst werden?

In der heutigen Prozessautomatisierung wird der Abgleich gegenüber Stammdaten oder externen Datenbanken zur Verifizierung von Daten genutzt. Diese Verifizierung könnte mit Blockchain-Technologie noch sicherer und umfassender gestaltet werden.

Eingehende Unterlagen, wie beispielsweise Vertragsunterlagen oder Lieferscheine, könnten auf ihre Echtheit vollständig geprüft werden. Falsche Dokumente können eindeutig identifiziert werden.

Insgesamt lassen sich mit Blockchain-Technologie alle Datentransaktionen und somit deren Prozessschritte lückenlos rückverfolgen, ohne zusätzliche Dokumentation und Ressourcen zu erfordern.

Welche Anwendungsfälle der Prozessautomatisierung kommen für die Blockchain in Frage?

Im Vertragsmanagement wird die Verarbeitung von Smart Contracts eine immer größere Rolle spielen. Sobald Smart Contracts mit derzeitigen Prozessautomatisierungsplattformen interagieren, ist automatisch auch Blockchain-Technologie involviert.[7] Ein intelligenter Vertrag ist im Wesentlichen ein automatisierter Vertrag, bei dem die Kodierung auf der Blockchain eine Aktion, wie z. B. die Übertragung von Eigentum, nur dann zulässt, wenn eine bestimmte Bedingung erfüllt ist. Gerade im Versicherungsmarkt werden diese eine immer größere Rolle spielen und herkömmliches Vertragsmanagement ergänzen.[8]

Kreditanträge führen zu hohen Aufwänden im Backoffice. Gerade zu saisonalen Spitzen bedeutet dies viel manuelle Arbeit aufgrund der Anfragen. Diese Aufwände können mit Blockchain-Technologie reduziert werden.[9]

Innerhalb der Prüfung kaufmännischer Prozesse ist die Einhaltung regulatorischer Anforderungen ebenso von großer Bedeutung. Logistikprozesse für bestimmte Güter lassen sich mit Blockchain-Technologie vollständig rückverfolgen und in die Prüfung einbeziehen. Die lückenlose, effiziente Dokumentation von Abläufen mithilfe der Blockchain-Technologie lässt sich auf weitere Bereiche der Wirtschaft ausweiten. So werden sich künftig weitere Anwendungsfälle ergeben.

Im konkreten Fall der Rechnungsverarbeitung, für die es eine gemeinsame Lösung von SEEBURGER und TCG gibt, wurde bereits ein Szenario beschrieben, wie mithilfe einer Blockchain fälschungssichere und vertrauenswürdige Rechnungsverarbeitung möglich gemacht werden kann.

Welche Hürden und Herausforderungen gibt es zu meistern?

Bei der Einführung und Nutzung der Blockchain-Technologie sind einige Herausforderungen und Hürden zu meistern. Wie bei der Einführung vieler digitaler Innovationen sind die Anforderungen an IT-Sicherheit und Datenschutz sehr hoch. Gerade der Umgang mit personenbezogenen Daten muss umfassend geklärt sein. Externe Daten und bestehende Prozesse müssen problemlos und sicher mit Blockchains integrierbar sein.

Gleichzeitig ist die für Blockchain-Nutzung notwendige Performance in der Praxis oftmals noch nicht gegeben. Um Daten schnell verifizieren zu können, ist eine lange Wartezeit ein No-Go.

Mit weiteren technologischen Fortschritten wie beispielsweise in der Quantentechnologie könnten die derzeitigen Nutzen der Blockchain-Technologie gefährdet werden. So wird beispielsweise davon ausgegangen, dass künftige Quantencomputer irgendwann in der Lage sein werden, kryptographische Schlüssel zu entschlüsseln.

Wie geht es weiter?

Als Systemintegratoren und Softwarehersteller beschäftigen sich die TCG Process GmbH und SEEBURGER intensive mit neuen Technologien. Heutige neue Technologien werden morgen bereits als gesetzt erwartet. Blockchain bietet beispielsweise neue Möglichkeiten im Datenabgleich. Der heutige Abgleich mit internen und externen Datenbanken zur Verifizierung der Daten im Geschäftsprozess könnte auf ein neues Level gehoben werden. So könnten Themen wie Betrug oder Fälschungen oder notwendige Schritte in der Lieferkette direkt bei der Erfassung eingehender Daten festgestellt werden.

Sie möchten mehr zum Thema Blockchain erfahren?

Der Blog „Blockchain oder EDI in der Supply Chain“ gibt einen Überblick über die verschiedenen Blockchain-Arten und potenzielle Nutzung in der Supply Chain.

Der weiterführende Blogbeitrag, Was ist ein NFT oder eine Blockchain und wie helfen sie mir?, zeigt die Welt der neuen Technologien und grenzt die Themen und ihren Nutzen voneinander ab.

Weitere konkrete Anwendungsfälle und Pilotprojekte ergeben sich oftmals auch im Austausch mit Kunden und Partnern. Wir freuen uns auf Ideen und Ihre Sichtweise zum Thema Blockchain und wie wir uns hier gemeinsam weiterentwickeln können.


[1] Blockchain … erklärt in weniger als 100 Wörtern | Deloitte Schweiz, abgerufen 02.11.2022

[2] Faktenpapier Blockchain und Datenschutz (bitkom.org), abgerufen 02.11.2022

[3] Blockchain … erklärt in weniger als 100 Wörtern | Deloitte Schweiz, abgerufen 02.11.2022

[4] Blockchain in Deutschland – Einsatz, Potenziale, Herausforderungen | Bitkom e.V.

[5] Global Blockchain Survey 2021 | Deloitte Deutschland

[6] Blockchain in Deutschland – Einsatz, Potenziale, Herausforderungen | Bitkom e.V.

[7] Blockchain und Smart Contracts im Kontext der Prozessautomatisierung | SpringerLink

[8] BSI – Blockchain & Kryptowährung (bund.de)

[9] Private Blockchain: Prozessautomatisierung im Kreditgeschäft (it-finanzmagazin.de)

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Sara Mazzorana | TCG Process

Ein Beitrag von:

Sara Mazzorana ist Marketing Manager bei der TCG Process GmbH. Nach ihrem Bachelor in Betriebswirtschaftslehre hat sich Sara Mazzorana mit Ihrem Master im Bereich „Entrepreneurship and Innovation“ an der Universität Bozen weiter spezialisiert. Sara Mazzorana ist seit 2018 bei der TCG in Baienfurt nahe des Bodensees.