VDA 4998: Weitere Digitalisierung in der Automobilindustrie
API-Management B2B - Business Integration BIS Plattform Cloud Trends & Innovationen

VDA4998 – Erste Branchen-Empfehlung für API in der automobilen Lieferkette

| | Referent Abteilung Produktion, Logistik & Aftermarket, VDA
VDA4998 – weltweit erste Branchen-Guideline für API

Die Automobilindustrie ist bereits seit vielen Jahren im digitalen Bereich Electronic Data Interchange – kurz „EDI“ unterwegs. Die neuen Technologien aus dem Umfeld API bieten ergänzende Möglichkeiten, um die bestehenden Prozesse durch weitere granulare Informationen anzureichern und somit noch transparenter zu machen. Die erste Guideline einer Automobilorganisation für API, die VDA4998, setzt auf einen der Kernprozesse der Automobilindustrie auf, nämlich der „Zulaufsteuerung“, die den fein getakteten, sensiblen und idealerweise unterbrechungsfreien Produktionsprozess erfolgreich macht. Unser Gastautor, der VDA-Experte Jörg Walther, Referent Abteilung Produktion, Logistik & Aftermarket, erläutert die Hintergründe.

Die Nutzung der Digitalisierung soll vor allem Zeit sparen und Ressourcen schonen. Auch bei sehr eng getakteten Lieferketten können mit zusätzlichen Informationen, die mit Sensoren wie beispielsweise GPS ermittelt und über API zur Verfügung gestellt werden, zusätzliche Optimierungen und höhere Transparenz erzielt werden.

Mit dieser Zielsetzung haben die Mitglieder des VDA AK SID (EDI) ein Projektteam gegründet, zu dem auch Partner aus dem Umfeld der Transportdienstleister eingeladen wurden. Es soll herausarbeiten, wie die durch oben genannte Technologien zusätzlich zur Verfügung stehenden Daten standardisiert übertragen und genutzt werden können.

Nutzung der Offenheit von REST-API

Ein erster Schritt war es herauszufinden, welche Art der Abbildung der Informationen vor dem Hintergrund der Verfügbarkeit, Einfachheit, Zukunftssicherheit und Offenheit am besten passen könnte. Unter Berücksichtigung vieler Aspekte fiel die Auswahl auf die REST-API. Sie ermöglicht kleine, leichtgewichtige Informationsbausteine und Softwaremodule, kann mittels HTTP das native Internetprotokoll nutzen, um dadurch sowohl von Browsern als auch Softwaremodulen verwendet zu werden, und auch in Apps für mobile Endgeräte integriert werden.

Internationale Gültigkeit

Der VDA ist ein Verband, der im internationalen Geflecht mit anderen Landesverbänden (z. B. GALIA, SMMT) und kontinentalen Organisationen (ODETTE für Europa, AIAG für die Amerikas, JAMA/JAIPA für Japan) zusammenarbeitet. Damit wird es immer wichtiger, sich bei den zu verwendenden Nachrichten an internationale Regelwerke zu halten. Die Auswahl fiel auf die OPEN API V3.0 Spezifikation, die in den UN/CEFACT API Design Rules empfohlen wird. Für die Datenstrukturen werden Artefakte des UN/CEFACT Reusable Data Model (RDM) genutzt. Somit existiert ein international anerkannter, einheitlicher Rahmen für die Spezifikation von API, unabhängig vom konkreten Anwendungsgebiet (Logistik, Finanzen, Stammdaten usw.). Als Ergebnis ist hier festzuhalten:

Die VDA/Odette-Empfehlung nutzt so weit wie möglich internationale Standards und es sind zukünftige Anpassungen möglich.

Nach dieser Grundlagenarbeit ging es im zweiten Schritt darum, auch die ersten Use-Cases gemeinsam zu definieren, bei denen die neue REST-API zum Einsatz gebracht werden kann. Aus 12 verschiedenen Prozessen wurden mittels Rapid Prototyping mehrere Anwendungsfälle definiert, die in ersten Prototypen umgesetzt werden sollen – von der „Reservierung der Transportkapazität“ über Transportstatus, Übernahmebestätigungen, Soll/Ist-Abweichungen, bis zu Schadensmeldungen.

APIs ergänzen EDIFACT-Nachrichten (zur Schließung von Prozesslücken)

In einem Prozessschaubild wurde dargestellt, an welcher Stelle diese zusätzlichen Nachrichten und Informationen die etablierten EDIFACT-Nachrichten ergänzen. Sowohl von Verbands- als auch von Industrieseite aus wurde mehrfach betont, dass nicht geplant sei, etablierte EDIFACT-Nachrichten durch diese zusätzlichen Möglichkeiten zu ersetzen; sie dienen ausschließlich dem Füllen von Lücken, für die es in der EDIFACT-Welt (noch) keine probate Lösung gibt.

Das Ergebnis ist auf GitHub, SwaggerHub und der VDA-Homepage verfügbar. Es enthält sowohl die Prozessbeschreibung als auch das Datenmodell und das Funktionsmodell und die YML-Datei zum Import. Nach dem Prototyp ist es das erklärte Ziel, dies aus der Projektgruppe in eine Pilotanwendung zu überführen.

Der oben angeführte Punkt der Ressourcen-Schonung wird durch ein paralleles Projekt unterstützt, das es ermöglichen kann, im gesamten Transportprozess auf Papier zu verzichten. Das Ergebnis ist in der VDA 4999 „Papierlose Transportprozesse“ beschrieben. Dort wurde zunächst eine einheitliche Begriffswelt im automobilen Transportwesen als gemeinsame Basis für die Analyse der Prozessanforderungen und nationalen und internationalen Rahmenbedingungen geschaffen. Dieser Analyse der Rahmenbedingungen folgte eine kritische Untersuchung, welche Dokumente (Papier oder elektronisch) tatsächlich für die Sicherstellung der Prozesse benötigt werden.

SEEBURGER Tipp: So können Sie die VDA 4998 leicht umsetzen

Mit einer zentralen Plattform, die alle historisch relevanten als auch aktuellen Datenformate einheitlich verarbeiten kann, werden verschiedene Schnittstellen zu Ihren internen Systemen zur Verfügung gestellt und in die von Partnern im Prozess gewünschten Formate umgesetzt – von sogenannten VDA-, ODETTE-, EDIFACT-Nachrichten bis zu den neuen, oben beschriebenen REST-APIs. Die im VDA definierte Empfehlung kann beispielsweise direkt in das SEEBURGER API-Management und seine Konvertierungsmodule eingelesen werden, um die Datenströme direkt mit Ihren Partnern auszutauschen, sobald diese konfiguriert sind. Dies kann On-Premises, Hybrid oder über einen Cloud-Service erfolgen. Sie möchten mehr wissen? Der VDA sowie die Experten von SEEBURGER stehen Ihnen bei Fragen hierzu gerne zur Verfügung.

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Jörg Walther

Ein Beitrag von:

Jörg Walther arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Experte für den automatisierten Datenaustausch in Projekten zur Automatisierung der Prozesse in der automobilen Lieferkette. Seit 2010 betreut er als verantwortlicher Referent die u. a. Arbeitskreise „Strukturierter Informations- und Datenaustausch“ und „Schlüsseltechnologien“ in der Abteilung Produktion, Logistik und Aftermarket des VDA. Er arbeitet als VDA-Vertreter in europäischen und globalen Organisationen wie Odette International, Joint Automotive Industry Forum (JAIF) und UN/CEFACT mit.