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Digitaler Darwinismus – Teil 3: Wie Angst und Skepsis disruptive Innovationen ausbremsen

| | Director Business Unit E-Invoicing/SAP&Web Prozesse, SEEBURGER
Überleben Sie das Zeitalter des digitalen Darwinismus und beschleunigen Sie geschäftsorientierte Innovationen, indem Sie die Angst vor neuen Technologien überwinden.

Unbekanntes Terrain zu betreten, kann sich wie ein Sprung in den Abgrund anfühlen. Der digitale Darwinismus beschleunigt jedoch das Tempo der Wirtschaft immer weiter. Technologischer Fortschritt ist nur möglich, wenn Branchen den Sprung wagen und mit bahnbrechenden Innovationen punkten, die die Art und Weise verändern, wie wir leben, kommunizieren und Geschäfte machen. Im dritten Teil unserer Blog-Reihe zum digitalen Darwinismus beleuchten wir, wie Angst und Skepsis innovativen technologischen Fortschritt ausbremsen können.

Das Bedürfnis nach Gleichgewicht und die damit einhergehende Abneigung gegen Veränderung sind tief in der menschlichen Psyche verwurzelt[1] – ganz besonders, wenn es um neue Technologien im 21. Jahrhundert geht. Menschen begegnen jeglichem Wandel zunächst mit Misstrauen. Unternehmen müssen daher mit Hilfe von Change-Management-Tools Akzeptanz für neue Technologien schaffen.

Die Technologie entwickelt sich trotz der Angst vor dem Unbekannten weiter

Technophobie (Angst vor Technologie) und Skepsis haben zu einigen der spektakulärsten Fehlprognosen und verpassten Chancen in der Geschichte der Menschheit geführt und viele Unternehmen in den Ruin getrieben. Hier sind fünf Beispiele für Branchen, die sich im Zeitalter des digitalen Darwinismus durch digitale Technologien gewandelt haben:

  1. Eisenbahn
    Zur Geschichte der Logistikbranche gehören auch die Schreckgespenster, die anlässlich der ersten Eisenbahnfahrt in Deutschland heraufbeschworen wurden. Einige wohlhabende Kaufleute hatten diese am 7. Dezember 1835 auf der Strecke von Nürnberg nach Fürth veranstaltet. Zugreisenden wurden schreckliche Hirnerkrankungen vorausgesagt und einige Ärzte behaupteten, dass jeder, der mit 30 oder 40 Stundenkilometern durch die Landschaft raste, sich durch den Wind eine Lungenentzündung zuziehen werde. Den Bürgern wurde das Reisen mit dem Zug gänzlich untersagt, weil Menschen nach ärztlicher Einschätzung bei solchen Geschwindigkeiten bewusstlos oder wahnsinnig werden könnten.[2] Ein Pfarrer in der Kleinstadt Schwabach wetterte sogar von der Kanzel gegen die Bahn: „Die Eisenbahn ist ein Teufelsding, sie kommt aus der Hölle, und jeder der mit ihr fährt, kommt geradezu in die Hölle hinein!“[3]
  2. Automobil
    Am 29. Januar 1886 meldete Carl Benz sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb” zum Patent an. Dieses DRP (Deutsche Reichspatent) 37435 gilt als die Geburtsurkunde des Automobils.[4] Damals betrug die Höchstgeschwindigkeit 20 Stundenkilometer[5] – nach Ansicht der Mannheimer Polizei viel zu schnell; außerdem verschreckten die Automobile mit ihrem Knattern die Pferde. Sie erließ ein Fahrverbot. Erst als Carl Benz’ Frau Bertha die erste Überlandfahrt wagte, gelang der Automobilindustrie der Durchbruch. Sie bewies, dass ein Automobil eine Strecke von über 100 Kilometern sicher zurücklegen kann. „Also, ohne Bertha kein Auto, das muss man wirklich sagen; auch wenn es zunächst nach Klischee klingt. Aber es ist einfach so“, meint ihre Biografin Angela Elis.[6]
  3. Telefon
    Die Menschen standen dem Telefon anfangs mit so viel Skepsis gegenüber, dass das erste Telefonbuch, das 1881 in Berlin erschien, auch als „Buch der Narren“ bezeichnet wurde. Das Magazin New Yorker berichtete 1933, dass Leute das Telefon während Gewittern mieden, weil sie Angst hatten, sie könnten vom Blitz getroffen werden. Außerdem befürchtete man, das Telefon könne für Spionagezwecke missbraucht werden.[7] Trotz dieser anfänglichen Bedenken war die Ausbreitung des Telefons jedoch unaufhaltbar: Gegenwärtig gibt es weltweit 1.27 Milliarden Festnetzanschlüsse und 2,68 Milliarden Mobilfunkverträge.[8]
  4. Computer
    Thomas Watson, Chef von IBM, lag mit seiner Prognose von 1943 eindeutig daneben: „Ich glaube, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gibt.“[9] Und auch der Heimcomputer-Markt wurde ähnlich falsch eingeschätzt. So vertrat Ken Olsen, Gründer der Computerfirma Digital Equipment Corp, 1977 die Meinung, dass Computer nur für Unternehmen interessant seien: „Es gibt keinen Grund, warum jemand einen Computer zuhause haben wollte.“[10]
  5. Fotografie
    Ohne die Verschmelzung von Kameratechnologie und Mobiltelefon gäbe es wohl keine Selfies, und auch keine Nachfrage nach Apps wie Instagram. Die erste Digitalkamera wurde 1975 von Kodak entwickelt. Im ersten Teil unsere Blogreihe, „Digitaler Darwinismus Teil 1: Disruptive Innovationen treiben die digitale Transformation voran“ haben wir erläutert, wie das Unternehmen neuen Technologien skeptisch gegenüberstand und dadurch die Chance verpasste, ein Pionier der digitalen Fotografie zu werden.

Mangelnde Kenntnisse schüren Skepsis gegenüber Technologie

Nicht alle Ängste und Zweifel im Hinblick auf Technologie haben sich im Nachhinein bestätigt, da die anfängliche Skepsis hauptsächlich auf einem Mangel an Wissen und Verständnis basierte. Studien wie die in Abbildung eins und zwei gezeigten belegen jedoch, dass es im Bereich digitale Technologie weiterhin viele Wissenslücken gibt, durch die sich diese Skepsis hartnäckig hält.

Digitaler Darwinismus: Neue Technologien sind in Deutschland wenig bekannt.
Abbildung 1: Digitaler Darwinismus: Neue Technologien sind in Deutschland wenig bekannt.[11]
Digitaler Darwinismus: Die Deutschen stehen neuen Technologien skeptisch gegenüber.
Abbildung 2: Digitaler Darwinismus: Die Deutschen stehen neuen Technologien skeptisch gegenüber.[12]
Aus diesen Studien könnte man den Rückschluss ziehen, dass die Deutschen technologische Analphabeten sind. Was aber bedeutet das langfristig für die Profitabilität und Stabilität von Unternehmen, die in Deutschland tätig sind?

Viele Unternehmen tun sich schwer mit der Anpassung an den digitalen Darwinismus, während andere sehr erfolgreich sind. Warum ist zum Beispiel Apple heute mehr wert als General Electric, Wal-Mart, General Motors und McDonald’s zusammen?  Und warum kann nicht ein einziges deutsches Unternehmen mit den „Big 4“ (Amazon, Apple, Facebook und Google) Schritt halten?[13] In Deutschland steckt der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) noch in den Kinderschuhen, wie eine Bitkom-Studie aus 2020 unter 603 befragten Unternehmen zeigt:

  • Nur acht Prozent erwarteten, 2021 KI-Lösungen einzusetzen.
  • Nur 30 % beschäftigten sich überhaupt mit KI.
  • Für 59 % der Unternehmen ist KI kein Thema.

Wird KI in Ihrem Unternehmen genutzt oder ist der Einsatz geplant/wird diskutiert?
Abbildung 3: Wird KI in Ihrem Unternehmen genutzt oder ist der Einsatz geplant/wird diskutiert?[14]
Mit Blick auf Abbildung 3 ist es fraglich, ob Deutschlands gegenwärtiges Engagement im Hinblick auf die digitale Transformation für eine führende Rolle in der zukünftigen Wirtschaft ausreicht. Die voranschreitende Digitalisierung zu ignorieren und sich ausschließlich auf die aktuelle Wettbewerbssituation im eigenen Kerngeschäft zu konzentrieren führt Unternehmen auf direktem Weg in den Untergang. Dennoch lässt sich dieses Verhaltensmuster branchenübergreifend sowohl bei KMUs als auch bei großen Unternehmen beobachten. So wäre beispielsweise die Automobilindustrie nicht in ihrer gegenwärtigen misslichen Lage, Teslas fünf bis zehn Jahre umfassenden Vorsprung einholen zu müssen, wenn sie sich nicht im (Irr-)Glauben an den ungebrochenen anhaltenden Erfolg des Status Quo auf ihren starken Verkaufszahlen ausgeruht hätte.[15]

Bleiben Sie dem Wettbewerb voraus – mit Integration

Disruptive technologische Innovationen können ganze Branchen umkrempeln und etablierte Prozesse und Lösungen komplett verdrängen. Wenn Disruptionen aktiv das Marktgeschehen beeinflussen, werden etablierte Markt- und Branchengrenzen aufgebrochen und neue, branchenübergreifende Ökosysteme geschaffen.

Bei etablierten Unternehmen liegen die Umsetzungshindernisse oft in schwerfälligen, auf Prozesseffizienz und Gewinnmaximierung ausgerichteten Organisationsstrukturen. Im Gegensatz dazu können Start-ups durch ihre agile Organisationsstruktur leichter disruptive Innovationen auf den Weg bringen.  Außerdem sind Start-ups gezwungen, neue Wege zu beschreiten, weil sie zunächst keine profitablen Geschäftsmodelle haben, während etablierte Unternehmen Überwachungsprozesse einrichten müssen, um Frühwarnindikatoren für Störungen zu erkennen und rechtzeitig auf sich abzeichnende Veränderungen reagieren zu können. Etablierte Unternehmen können daher nicht abwarten, sondern müssen proaktiv und risikobereit sein, um im digitalen Wettbewerb zu bestehen. Digitale Geschäftsprozesse innerhalb des Unternehmens und über die Unternehmensgrenzen hinweg mit externen Geschäftspartnern sind Schlüsselelemente, um digital wettbewerbsfähig zu bleiben.

Der Einsatz einer Integrationsplattform ist ein empfehlenswerter Weg, um proaktiv wettbewerbsfähig zu bleiben. Die SEEBURGER Business Integration Suite (BIS) ist die skalierbare Plattform aus einem Guss für alle Ihre Integrationsanforderungen – als Softwarelösung oder als Cloud-Services mit hohem Service Level Agreement (SLA).


[1] https://www.psychologytoday.com/us/blog/the-truisms-wellness/201701/why-we-resist-change

[2] https://pagewizz.com/dampfeisenbahnen/

[3] https://www.blikk.it/angebote/modellmathe/ma0740b.htm

[4] https://www.daimler.com/konzern/tradition/geschichte/1885-1886.html#:~:text=Am%2029.,Patent%2DMotorwagens%2C%20Typ%201

[5] https://www.deutschlandfunk.de/bertha-benz-autofahrt-vor-130-jahren-106-kilometer-100.html

[6] https://www.deutschlandfunk.de/bertha-benz-autofahrt-vor-130-jahren-106-kilometer-100.html

[7] https://www.wienerzeitung.at/h/risse-im-fundament-des-internets (Abgerufen am 03.06.2022).

[8] https://winfuture.de/news,34117.html (Abgerufen am 03.06.2022).

[9] https://www.sueddeutsche.de/digital/beruehmte-fehlprognosen-computer-sind-nutzlos-1.935972

[10] https://www.sueddeutsche.de/digital/beruehmte-fehlprognosen-computer-sind-nutzlos-1.935972

[11] https://www.presseportal.de/pm/34401/4525459 (Source: obs/Maisberger GmbH)

[12] https://www.presseportal.de/pm/34401/4545195 (Source: obs/Maisberger GmbH)

[13] http://www.cole.de/digitale-transformation-ein-weckruf/

[14] https://www.bitkom-akademie.de/news/wo-steht-deutschland-bei-der-ki

[15] https://www.sichtflug-medien.de/2020/10/01/zukunft_als_wichtiger_faktor_fuer_das_eigene_marketing/

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Rolf Holicki

Ein Beitrag von:

Rolf Holicki, Director Business Unit E-Invoicing, SAP&Web Prozesse, ist verantwortlich für die SAP-/WEB-Applikationen und Digitalisierungsexperte. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrungen in den Bereichen E-Invoicing, SAP, Workflow und Geschäftsprozessautomatisierung. Rolf Holicki ist seit 2005 bei SEEBURGER.