Der digitale Euro als europäische Antwort auf Bitcoin & Co.
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Besser als Krypto – Was ist dran am digitalen Euro?

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Der E-Euro, das digitale Abbild unseres Bargeldes

+++ Update: Die Vorbereitungsphase für den digitalen Euro wurde genehmigt und im November 2023 eingeleitet, nachdem die Ergebnisse der Untersuchungen während der vorangegangenen Prüfungsphase als Grundlage für die nächsten Schritte dienten.

Das Hauptziel der Vorbereitungsphase besteht darin, die Grundlagen für eine mögliche Einführung des digitalen Euro zu schaffen. Dazu zählt die Fertigstellung der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die Identifizierung potenzieller Anbieter, die in der Lage sind, die Plattform und Infrastruktur für die digitale Währung zu entwickeln. Der Prozess beinhaltet außerdem Tests, um einen digitalen Euro zu gestalten, der sowohl den Anforderungen des Eurosystems als auch den Präferenzen der Benutzer gerecht wird.

Die endgültige Entscheidung bezüglich der Einführung eines digitalen Euro kann jedoch erst in einer späteren Phase nach der Verabschiedung des rechtlichen Rahmens auf europäischer Ebene getroffen werden.

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Es ist längst kein Geheimnis mehr: Digitale Währungen werden gesellschaftlich nicht nur akzeptiert, sondern erfreuen sich gar zunehmender Beliebtheit. Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und Co. sind in vielen Geschäften, wie Microsoft, Ralph Lauren und Shopify bereits akzeptierte Zahlungsmittel, und ganze Nationen wie El Salvador haben sie schon als offizielle Währungen anerkannt. Kein Wunder, dass auch die Diskussion um digitales Zentralbankengeld in Europa immer konkreter wird. Ja, der digitale Euro, oder auch oft der „E-Euro“ genannt, wird kommen, sagt die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) Christine Lagarde. Die Frage ist nur, wann wird er kommen und Einzug in unserer Gesellschaft halten? In diesem Blog beleuchten wir die Funktionsweise, die Zukunftsaussichten sowie die Integrationsmöglichkeiten der europäischen Antwort auf den Bitcoin.

 

Was ist der digitale Euro?

Rund 43,5 % aller Zahlungen in Deutschland werden noch immer in bar getätigt, magere 5 % mit dem Smartphone und die Kartenzahlung gewinnt seit der Corona-Krise mit 51,5 % zunehmend an Popularität (Bar, Karte oder Smartphone: So ist der Alltag an der Kasse (geldinstitute.de)).

Die heute verfügbaren digitalen Bezahlmöglichkeiten mögen vielleicht aussehen wie das künftige Verfahren mit dem digitalen Euro, unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht jedoch grundlegend.

  • Online- und Offline-Echtzeitzahlungen: Egal, ob wir kontaktlos, mit Karte oder mit dem Handy bezahlen – die herkömmliche Abbuchung oder Überweisung dauert von ein paar Stunden bis zu zwei Tage von Auftrag bis Ausführung.
    Zum Vergleich: Wenn wir zukünftig mit dem digitalen Euro bezahlen, können wir das ebenfalls mit einer Karte oder mit dem Handy tun, denn Bezahlmöglichkeiten sollen nach wie vor online und offline gewährleistet sein. Der zu zahlende Betrag wird nach Zahlungsaufforderung jedoch immer in Echtzeit auf das Konto des Empfängers überwiesen.
  • Anonymität: Ob der digitale Euro zu 100 % anonym werden wird bzw. werden kann, hängt stark von technischen und regulatorischen Merkmalen ab, die bei seiner Einführung implementiert werden.
    Traditionelle digitale Zahlungssysteme wie Kreditkarten oder elektronische Überweisungen sind in der Regel nicht vollständig anonym, da Transaktionsdaten normalerweise gespeichert und von den relevanten Behörden eingesehen werden können, um Betrug zu bekämpfen und Geldwäsche zu verhindern. Es ist wahrscheinlich, dass ein digitaler Euro auch entsprechende Sicherheitsmaßnahmen und regulatorische Anforderungen haben würde.
    Vollkommen anonym hingegen ist bis jetzt nur unser Bargeld und Kryptogeld. Niemand kann nach dem Tausch von Münzen und Scheinen bzw. Bitcoin und Ethereum gegen Ware oder Dienstleistung mehr nachvollziehen, wofür das Geld ausgegeben wurde, noch wer Sender und Empfänger war – höchstens der Käufer und Verkäufer selbst.
    Auch wichtig zu erwähnen ist, dass der E-Euro eine europäische Zahlabwicklungsebene schaffen wird, die es heute nicht gibt und wir von Organisationen außerhalb der EU abhängig werden, was ebenfalls Bedenken bezüglich des Datenschutzen aufkommen lässt.

Der digitale Euro der Europäischen Zentralbank ist demnach ein digitales Abbild des Bargeldes, also digitales Zentralbankengeld (CBDC). Zusammenfassend soll dieses Abbild primär drei Bedingungen erfüllen, um den etablierten Kryptowährungen gleich zu kommen: Der E-Euro muss erstens online und offline verfügbar, also auch zweitens weitestgehend anonym sein und darf dabei keine Sicherheitslücken wie oben beschrieben lassen, und Zahlungen sollen drittens in Echtzeit erfolgen. Hinzu stellt die EZB Bedingungen an die Sicherheit, EU-weite Einsetzbarkeit und Rentabilität für die Nutzer an ihren digitalen Euro (Der digitale Euro und die Bedeutung von Zentralbankgeld (europa.eu)). Aber, welches Interesse hat die Zentralbank hierbei selbst?

 

Welche Ziele verfolgt der digitale Euro?

Hinter dem digitalen Euro steht, wie gesagt, die Europäische Zentralbank, also kein profitorientierter Konzern und auch keine Geschäftsbank, sondern eine Institution der Europäischen Union. Bis Oktober 2023 befindet sich der E-Euro noch in der Untersuchungsphase. Die Zentralbank prüft, wie das digitale Geld aussehen und ausgegeben werden könnte sowie mögliche Auswirkungen auf den Markt.

Das primäre Ziel der EZB ist Preisstabilität und die Werterhaltung der EU-Währung. Mit dem immer häufigeren Aufkommen kryptografischer Währungen und deren hoher Beliebtheit und Akzeptanz in der Gesellschaft ist die Verfolgung dieser Zielsetzung nicht mehr ganz so einfach für eine Institution wie die EZB. Bitcoin und Co. drängen sich auf den Finanzmarkt. Jedoch unterliegen diese weder dem Einfluss von Banken noch Regierungen, denn das Kryptonetzwerk reguliert sich bekanntlich selbst. Dies wird von diesen natürlich positiv gesehen, ist aus Sicht der Zentralbanken auf der ganzen Welt jedoch ein großer Nachteil, können diese doch auf die unberechenbaren Wertsteigerungen und -abfälle des Kryptogeldes keinerlei Einfluss nehmen.

Der digitale Euro ist daher als sichere und stabile Weiterentwicklung des herkömmlichen Bargeldes zu verstehen, mit welcher die EZB den risikobehafteten Kryptowährungen rechtzeitig entgegenwirken möchte (DE The case for a digital euro: key objectives and design considerations (europa.eu)). Denn, obwohl immer noch etwas weniger als die Hälfte aller Euro-Zahlungen in bar getätigt wird, geht der Trend in Richtung bargeldloses Bezahlen. Hinzu kommt, dass man in Ländern wie Norwegen, den Niederlanden und Finnland nahezu ausschließlich bargeldlos einkaufen kann. Schweden möchte sogar bis 2030 sein Bargeld komplett abgeschafft haben (Bargeldlos bezahlen in 5 europäischen Ländern – N26).

Nicht zu vernachlässigen ist der Aspekt der Geldschöpfung. Geldschöpfung bezieht sich auf den Prozess, durch den neues Geld in eine Wirtschaft eingeführt wird. Der größte Teil des in der Wirtschaft existierenden Geldes ist nicht in Form von physischen Banknoten, sondern als Buchgeld vorhanden. Dieses Buchgeld wird von Geschäftsbanken geschaffen, wenn sie Kredite vergeben. Wenn eine Geschäftsbank beispielsweise einem Kunden einen Kredit gewährt, schreibt sie den entsprechenden Betrag als Guthaben auf dessen Konto gut. Dieses Guthaben wird als Giralgeld bezeichnet und ist Teil der Geldmenge in der Wirtschaft. Mit dem digitalen Euro wird die Geldschöpfung stark zur EZB übergehen.

Die anderen schlafen nicht und halten mit der EU Schritt. Oder sind sie der EU sogar voraus? Das digitale Geld hat einen hitzigen wirtschaftlichen Wettlauf zwischen großen Nationen und ihren Währungen ausgelöst. Die Chinesische Volksbank und die USA arbeiten bereits an einer digitalen Version des Yens und Dollars mit dem langfristigen Ziel, Bargeld abzulösen. Die „Siegerwährung“, die ihr Netzwerk zuerst gestrickt hat, gibt dann ganz einfach durch den First-Mover-Vorteil die weltweiten Standards vor. Damit ist sie nicht nur die neue globale Leitwährung, sondern wird auch die Industrie 4.0 maßgeblich mitgestalten, denn weltweit einheitlich miteinander verknüpfte Systeme und Maschinen benötigen auch eine einheitliche digitale Währung.

 

Integration des E-Euros

Da Bargeld und digitales Geld zunächst parallel in der Eurozone existieren sollen, müssen nicht nur Netzwerkteilnehmer und Kassenterminals, sondern auch Geldausgabeautomaten die neue digitale Währung akzeptieren. Es gilt also, den digitalen Euro in bereits bestehende Zahlungssysteme zu integrieren. Die Integration von digitalem Zentralbankengeld in bestehende Banken- und Finanzsysteme umfasst dabei einige wichtige Aspekte:

  1. Durch ein Upgrade der technologischen Infrastruktur können Finanzdienstleister sicherstellen, dass sie ihren Kunden die erforderlichen Technologien zur Unterstützung von CBDC-Transaktionen optimal zur Verfügung stellen. Dabei geht es nicht nur um die Konsolidierung und Aktualisierung von Zahlungsnetzwerken sowie die Einführung und nahtlose Integration digitaler Geldbörsen (sogenannter „Wallets“) in Online-Banking-Plattformen, sondern auch um die Bereitstellung und Implementierung digitaler Protokolle zur sicheren Speicherung und Übertragung digitaler Währungen. Letztendlich stellen Banken so auch eine Konnektivität zur CBDC-Infrastruktur der Zentralbank her.
  2. Zusätzlich umfasst die sichere Einführung des digitalen Euro in das etablierte Banken- und Finanzsystem die Entwicklung eines umfassenden Regulierungsrahmens. Dieser definiert die rechtlichen und betrieblichen Anforderungen für die Nutzung von CBDCs in der Eurozone und darüber hinaus. Die Regulierungen beinhalten wichtige Aspekte wie Datenschutz, die Bekämpfung von Geldwäsche (AML) und die Einhaltung der KYC-Vorschriften (Know Your Customer), sowie den Schutz der Verbraucher. Diese Initiativen sind entscheidend, um die nachhaltige Einführung digitaler Währungen in einem transparenten, rechtmäßigen und sicheren Umfeld zu gewährleisten und auch so der etwaigen Skepsis gegenüber CBDCs mancher Verbraucher bestimmt entgegenzuwirken.
  3. Gerade im Zeitalter der Globalisierung und des internationalen Handels, der auch durch die Digitalisierung immer einfach gestaltet wird, gehören internationale Transaktionen geradezu zum Tagesgeschäft eines jeden Unternehmens. Wenn wir Geschäfte innerhalb der Eurozone für den Moment außen vor lassen, beinhalten internationale Geschäftsabwicklungen immer eine Transaktion zwischen verschiedenen Währungen. Um also eine nahtlose grenzüberschreitende Integration von CBDCs zu ermöglichen, ist es von entscheidender Bedeutung, mit anderen Zentralbanken und internationalen Organisationen zusammenzuarbeiten. Durch diese Zusammenarbeit können Interoperabilität und die grenzüberschreitende Nutzung von CBDCs gefördert werden.
  4. Der E-Euro, genauso wie jede andere (digitale) Währung, kann nur Einzug in unseren Alltag halten, wenn er auch von der Öffentlichkeit akzeptiert und genutzt wird. Eine wesentliche Komponente besteht darin, benutzerfreundliche Schnittstellen zu erstellen. Dies umfasst die Entwicklung intuitiver und leicht zugänglicher Anwendungen und Plattformen, die es den Benutzern ermöglichen, CBDCs einfach zu nutzen und zu verwalten. Durch die Schaffung einer positiven Benutzererfahrung wird die Akzeptanz von CBDCs gefördert und die Hemmschwelle für deren Nutzung gesenkt.

Zusammenfassend kommt es also in erster Linie auf (Cyber-)Sicherheit, Skalierbarkeit, Standardisierung und Interoperabilität an, bei gleichzeitiger Kostensenkung und Einhaltung regulatorischer Vorschriften.

 

Wie kann SEEBURGER helfen?

Sie ahnen es. Um all diesen Ansprüchen der Öffentlichkeit zu entsprechen und dabei noch sämtlichen gesetzlichen Richtlinien und Anforderungen gerecht zu werden, Sicherheitsrichtlinien einzuhalten und in einem extrem kompetitiven Wettbewerbsumfeld zu bestehen, muss die etablierte IT-Infrastruktur modernisiert und Alt- und Neusysteme konsolidiert werden. SEEBURGER verfügt über umfangreiche und langjährige Erfahrung in der Integration und Konsolidierung von Technologien und Systemen, als auch der Unterstützung von Finanzdienstleistern im Zeitalter der Digitalisierung. Durch maßgeschneiderte und branchenspezifische Plattformfunktionen und Consulting-Services für Finanzdienstleister kann SEEBURGER Finanzinstituten helfen, CBDCs effektiv und nachhaltig in bestehenden Infrastrukturen zu integrieren und den Erfolg der digitalen Währungen zu unterstützen. Wir helfen Ihnen, benutzerfreundliche Schnittstellen zu integrieren und zu managen, damit auch Ihre Kunden von Sicherheit, Stabilität des Systems und Schnelligkeit profitieren können. Sie konzentrieren sich ganz auf Ihr Tagesgeschäft – und wir uns auf Ihre IT.

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Autorin Sandrine Wagner

Ein Beitrag von:

Sandrine ist seit August 2021 Redakteurin und Kampagnen-Managerin in unserem Marketing-Team. Sie verfügt über einen Bachelorabschluss in International Business und bringt durch Engagement in Netzwerken und vorhergegangene Praktika und Werksstudentenjobs grundlegende Expertise im FSI- und FinTech-Bereich in unser Marketing. Nach ihrem Praktikum bei SEEBURGER stieg sie Vollzeit in unser Redaktionsteam ein und beschäftigt sich seither mit dem Schreiben kreativer und technischer Inhalte für unseren Blog und andere Ressourcen in deutscher und englischer Sprache. Auch im Kampagnen-Management liegt ihr Fokus auf Trends und Innovationen in verschiedenen Bereichen, allen voran die Finanzindustrie. In ihrer Freizeit erkundet Sandrine die Natur mit ihren Tieren, lernt gerne weitere Fremdsprachen und interessiert sich für Literatur.