SEEBURGER: OEMs fordern EDI-fähige Automobilzulieferer
B2B - Business Integration

EDI-Anbindung entlang der Lieferkette in der Automobilindustrie

| | Senior Developer, SEEBURGER
OEMs fordern EDI-Fähigkeit von Automobilzulieferern entlang der gesamten Automotive Supply Chain

So meistern Sie die Digitalisierungsanforderungen der OEMs

Der Wertschöpfungsanteil im Automobilbau liegt zu 80 % auf Seiten der Zulieferer.1 Dies verpflichtet den OEM (Original Equipment Manufacturer = Erstausrüster, hier Automobilhersteller), die gewünschte Qualität und Zuverlässigkeit der Automobilzulieferer sicherzustellen, damit die produzierten Fahrzeuge am Ende in der erwarteten Qualität vom Band laufen. Hierfür führen die OEMs regelmäßig Audits bei ihren Lieferanten durch. Ein zentraler Faktor dieser Audits ist unter anderem das Thema EDI-Fähigkeit. Was dies für Lieferanten bedeutet und wie sie den Digitalisierungsanforderungen der OEMs begegnen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Was bedeutet EDI-Fähigkeit für Automobilzulieferer?

Die Automobilindustrie steht unter enormem Druck. Die Gründe hierfür reichen unter anderem von Arbeitskräftemangel und fragilen Lieferketten bis hin zu Halbleiterkrise, Rohstoffmangel und resultierenden Lieferschwierigkeiten. OEMs stellen in dem Bemühen, diesem Druck entgegenzuwirken, zunehmend strikte Anforderungen an ihre Zulieferer. Eine davon ist die Fähigkeit zum Austausch elektronischer Daten (eng. Electronic Data Interchange EDI).

EDI-Fähigkeit bedeutet, ein System bereitzustellen, welches die Kommunikation von Informationen bzw. Daten zwischen den Automobilzulieferern standardisiert und automatisiert (unter Verwendung von Protokollen wie AS2, OFTP2 und Formaten wie VDA4984 und VDA4987). 1st-Tier-Lieferanten (Unternehmen, die oft ganze Komponentengruppen direkt an den OEM liefern) setzen dies häufig über ein On-Premises-EDI-System um. Insbesondere bei zeitkritischen Prozessen (JIS) ist das obligatorisch. Bei nicht-zeitkritischen Prozessen (Standard Lieferabrufverfahren) kann die EDI-Kommunikation auch in einen Cloud-Service ausgelagert werden. Hier richtet ein Partner die EDI-Kommunikation für den Lieferanten ein und verwaltet diese.

EDI-Fähigkeit stellt also sicher, dass die Kommunikation entlang der digitalen Supply Chain der Automobilzulieferer, von der Planung bis zur Avisierung der Produkte beim OEM, in der erforderlichen Qualität stattfinden kann. Diese Anforderung wird in der Regel von nahezu allen 1st-Tier Lieferanten der OEMs auf einem der oben angesprochenen Wege umgesetzt.

OEMs fordern EDI-Fähigkeit der Automobilzulieferer entlang der digitalen Supply Chain

Die 1st-Tier Lieferanten sind selbst häufig Teil einer umfangreichen Supply Chain, haben also ihrerseits eine Vielzahl von meist kleineren Lieferanten. Daher hängt die Lieferfähigkeit eines 1st-Tier-Lieferanten wiederum von der zuverlässigen Belieferung durch alle nachfolgenden Automotive Supply Chain Tiers ab. In den letzten Jahren stellen OEMs daher vermehrt die klare Forderung an ihre 1st-Tier-Lieferanten, ihre Zulieferer ebenfalls voll elektronisch per EDI anzubinden. Ziel ist es, Lieferengpässe durch eine transparente und nahtlose Kommunikation, möglichst entlang der kompletten Lieferkette, zu vermeiden. Mit dieser Strategie begannen die OEMs bereits vor der Corona-Krise. Initiativen wie die MMOG/LE (Materials Management Operational Guidelines/Logistics Evaluation) der ODETTE haben sie weiter vorangetrieben. So weist die ODETTE auf ihrer englischen Website klar auf folgenden Sachverhalt hin, den wir hier sinngemäß übersetzt haben:

„Resilienz in mehrstufigen Lieferketten schaffen

Alle Unternehmen der Automobilindustrie, insbesondere die Erstausrüster, sehen sich mit beispiellosen Störungen ihrer Abläufe konfrontiert, die auf einen Mangel an Bauteilen, einen Mangel an Personal oder politische Veränderungen zurückzuführen sind. Sie alle erkennen, dass N-Tier-Sublieferanten für die Versorgung ihrer Fabriken ebenso wichtig sind wie ihre 1st-Tier-Lieferanten, und suchen nach Möglichkeiten, die Leistung, Sicherheit und Transparenz ihrer gesamten Lieferkette zu verbessern. Die Kunden werden von ihren 1st-Tier-Lieferanten in zunehmendem Maße verlangen, MMOG/LE bei ihren eigenen Lieferanten und auf allen anderen Ebenen einzusetzen. Sie müssen also rechtzeitig darauf vorbereitet sein!“2

Herausforderung EDI-Fähigkeit entlang der Lieferkette in der Automobilindustrie

Betrachtet man nun die weiteren Stufen entlang der Automotive Supply Chain (die sogenannten N-Tier-Lieferanten), so fällt es diesen Unternehmen deutlich schwerer, die Anforderungen an voll elektronische Geschäftsprozesse per EDI zu erfüllen. Die Gründe dafür sind vielfältig:

  • IT-Fachbereiche werden entlang der Lieferkette immer kleiner und N-Tier-Lieferanten tun sich dementsprechend schwerer, EDI-Systeme einzuführen, da entsprechendes Knowhow fehlt.
  • Für kleinere Lieferanten sind EDI-Systeme in der Anschaffung teuer. Diese Unternehmen tätigen nur Ausgaben für absolut notwendige IT. Der ROI für eine Investition in die EDI-Fähigkeit stellt sich für viele oft zu spät ein.
  • EDI-Verfahren im Automobil-Umfeld sind durch mitwirken von VDA/ODETTE/ANSI sowie der beteiligten OEMs sehr gut ausgearbeitet, aber auch komplex und umfangreich in ihren Anforderungen an die geforderten Formate und Prozesse. Sie erfordern unter anderem den Einsatz moderner ERP-Lösungen für die Bereitstellung bzw. Verarbeitung von Daten. Diese sind bei kleineren N-Tier-Lieferanten eher selten anzutreffen.
  • Jeder 1st-Tier-Lieferant hat ein intrinsisches Interesse an einem guten Verhältnis zu den OEMs, da diese ihm meist sehr hohe Auftragsvolumen und somit Umsatzvorteile verschaffen. Daher ist es für die 1st-Tier Lieferanten sehr wichtig, die Anforderungen der OEMs in jedem Falle zu erfüllen. Die 1st- und 2nd-Tier Lieferanten ihrerseits leiten diese hohen Auftragsvolumen und somit hohen Umsatzanteile natürlich an ihre N-Tier-Lieferanten weiter (um die OEMs zuverlässig beliefern zu können). Dementsprechend streben auch sie stets gute Geschäftsbeziehungen mit allen Automotive Supply Chain Tiers an.  Dies wird jedoch deutlich erschwert, wenn sie Compliance-Vorgaben, wie sie durch die Einführung von EDI erforderlich werden, in den Einkaufsbedingungen durchsetzen müssen.

Somit stehen insbesondere die 1st-Tier-Lieferanten vor der Herausforderung, ihre Lieferketten zu digitalisieren und sich gleichzeitig mit den oben genannten Problemen ihrer eigenen Lieferanten auseinanderzusetzen.

EDI-Fähigkeit entlang der kompletten Automotive Supply Chain – so geht’s

Das Onboarding von B2B-Partnern wird neben der erwähnten Verpflichtung zur Einhaltung der komplexen Compliance-Vorgaben oft als größter Hemmschuh bei der Einführung von EDI-Prozessen angesehen. Doch diverse Cloudlösungen stehen zur Verfügung, um nicht nur dieses Hindernis aus dem Weg zu räumen:

  • EDI in der Cloud: Auch kleineren Lieferanten kann über einen Supplier Portal Service angeboten werden, EDI über einen Cloud Service zu betreiben. Dadurch muss der Lieferant keine eigene IT vorhalten. Auch ist der Einsatz einer Cloudlösung für ein anfänglich kleines Volumen für meist nur einen Partner äußerst kosteneffizient.
  • WebEDI-Portale: Für die anzubindenden Lieferanten stellen WebEDI-Portale eine weitere Entlastung dar. Dann müssen auf der Lieferanten-Seite weder EDI-Verbindungen verwaltet noch Schnittstellen zum ERP-System aufgebaut werden. Wichtig ist, dass das Portal fähig ist, Automotive-Prozesse, wie zum Beispiel das Verarbeiten von Abrufinformationen oder Aufbereiten von Verpackungsinformationen und Label-Druck anzubieten.
  • Über Evaluations- oder Umfragetools können im Vorfeld Lieferanten hinsichtlich EDI- oder Non-EDI-Vermögen abgefragt werden. So wird der Einkauf von langwierigen Telefonkampagnen entlastet.

Auf lange Sicht werden 1st-Tier-Lieferanten zunehmend von ihren OEMs mit dem Thema konfrontiert, EDI-Fähigkeit auch bei ihren Lieferanten durchzusetzen. Das Thema Lieferantenintegration hat während und nach der Corona-Krise spürbar an Fahrt aufgenommen. Umso wichtiger ist es, auch bei diesem Thema einen EDI-Partner zu haben, der sowohl die Themen Lieferantenintegration als auch Automotive-Prozesse versteht und beherrscht und entsprechende Lösungen für die EDI-Anbindung entlang der Lieferkette in der Automobilindustrie bereitstellt.

So kann SEEBURGER helfen

Seit 1986 entwickelt SEEBURGER Softwareprodukte und Dienstleistungen für die Automobilindustrie. Wir sind ein globales B2B-Software- und IT-Beratungsunternehmen und sind mit unseren EDI-Lösungen deutschlandweit führend. Diese stellen wir auf einer einzigen skalierbaren Plattform, SEEBURGER Business Integration Suite (BIS), bereit.  Das modulare Produktdesign trägt zur Optimierung Ihres Supply Chain Management bei, indem komplexe IT-Landschaften vereinfacht und die Effizienz durch Prozessstandardisierung und einen reibungslosen Datenfluss gesteigert werden. Unsere Automotive-Supply-Chain-Lösungen werden in der Cloud, als Hybrid-Lösung oder on-Premises bereitgestellt.

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1 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/162996/umfrage/wertschoepfungsanteil-der-automobilzulieferer-am-automobilbau-weltweit/ (Aufruf 30.09.2022)

2 https://www.odette.org/mmog#mmog-assessment (Aufruf 15.10.2022)

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Alex Jende

Ein Beitrag von:

Alex Jende begann seine Karriere 2008 als Werksstudent bei SEEBURGER. Nach seinem Master-Abschluss in Information Management 2010 startete er in Vollzeit als Consultant für Logistiklösungen bei SEEBURGER durch. Die Realisierung von internationalen Kundenprojekten im Bereich der Automobil-Logistik war sein erster Schwerpunkt. Er übernahm das Produktmanagement für die Logistic Solution Professional im Jahr 2015 und ab 2020 zusätzlich für das Supplier Portal und somit den Bereich WebEDI zur Lieferantenanbindung bei SEEBURGER. Alex entspannt so oft es geht bei ausgiebigen Jogging-Touren rund um seinen Wohnort Leipzig. An den Wochenenden zieht es ihn meist zurück in seine Heimatstadt Magdeburg. Als leidenschaftlicher Fußballfan verpasst er kein Spiel seines Clubs, des 1. FC Magdeburg, gemeinsam mit der Familie. Seine Urlaube verbringt er am liebsten beim Gebirgswandern in den Alpen.