Smart Services im B2B und IIoT-Anwendungen
IoT & Industry 4.0

Smart Services – von passiven zu aktiven (I)IoT Anwendungen

| | Produktmanager für IoT/Industrie 4.0, SEEBURGER
Smart Services – von passiven zu aktiven (I)IoT Anwendungen

IoT-Anwendungen werden bisher vorwiegend im Zusammenhang mit Vernetzung und Analyse von Feld- und Betriebsdaten für den Zweck des eher „passiven“ Monitorings genutzt. Dabei hat die Einbindung von datengetriebenen smart Services in bereits digitalisierte operative Prozesse großes Potenzial, direkten Mehrwert durch „aktive“ Entscheidungsunterstützung und Steuerung zu schaffen.

Was sind Smart Services?

Durch die Verfügbarkeit großer Datenmengen und die Möglichkeit, diese für bestimmte Zwecke zu nutzen, etwa zur Analyse oder Verbesserung bestimmter Abläufe, können digitale (smart) Services über das Internet angeboten werden. Solche digitalen Services sind beispielsweise aus Onlineshops bekannt, wenn aufgrund der verfügbaren Daten personalisierte Empfehlungen oder individualisierte Werbebanner eingeblendet werden.

Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften acatech definiert Smart Services als „über das Internet individuell konfigurierte Pakete aus Produkten, Dienstleistungen und Diensten, die auf den Vorlieben privater und gewerblicher Nutzer bedarfsgerecht und situationsspezifisch „as a Service“ zugeschnitten sind. Eine zentrale Rolle spielen digitale Plattformen: Hier werden Produkte und Dienstleistungen virtuell abgebildet, kombiniert, mit zusätzlichen digitalen Diensten veredelt und als Smart Services angeboten.“ ¹

Übertragen auf den Einsatz in der Industrie dienen diese Services der Erweiterung oder Verbesserung von bestehenden Funktionen für Produkt-Service-Leistungen. So können sie als Entscheidungsgrundlage zur Optimierung, Steuerung oder Anpassung individueller Abläufe (bei Kunden) herangezogen werden.

Smart Services create direct added value
Smart Services schaffen direkten Mehrwert

Smart Services stellen die IT vor großen Herausforderungen

Innerbetrieblich ist die IT gefordert, neue Funktionen bereitzustellen, die den aktuellen Anforderungen der Digitalisierung gerecht werden. Dies fängt schon bei neuen Systemen an, die ein agiles transparentes Arbeiten in Form von Enterprise Social Networks ermöglichen. Zukünftig erfordert diese „Agilität“ und „Transparenz“ auch den Zugriff auf Daten weiterer beteiligter Systeme und Applikationen, bis hin zu Ressourcen und Ökosystemen. Hierfür ist eine generelle Stärkung der IT-Infrastruktur nötig, damit sowohl große Datenmengen aus unterschiedlichen Datenquellen verarbeitet, geeignete Datenanalysen durchgeführt, als auch sämtliche Daten und Informationen für alle Fachbereiche kontextspezifisch verfügbar gemacht werden können. Ohne durchgängige Daten- und Prozessintegrationsmechanismen ist die Entwicklung und Bereitstellung von Smart Services nur schwer zu erreichen.

Die unternehmensübergreifende Bereitstellung von Fachwissen über datengetriebene Services stellt eine noch größere Herausforderung dar, insbesondere, was die Absicherung der Datensouveränität einerseits und Interoperabilität andererseits betrifft. Hier wird nach Wegen für eine geeignete Abbildungstiefe und nach Standards gesucht wie diese, zumindest zwischenbetrieblich und für einzelne Branchen, gewährleistet werden kann, ohne die schützenswerte und existenzgebende Kernkompetenz des Unternehmens zu gefährden.

Digitale Services als Geschäftsmodell nach außen anzubieten, kristallisiert sich für viele Unternehmen als vielversprechende Möglichkeit der Kundenbindung heraus. Dies kann beispielsweise über APIs (Application Programming Interfaces) erfolgen, was jedoch ein professionelles API Management zur Kontrolle des Zugriffs und der Nutzung der Schnittstellen erfordert. Auch der Konsum der digitalen Dienste kann auf diese Art verwaltet werden, was aus Anwendersicht, im Hinblick auf die weitere innerbetriebliche Integration, von Bedeutung ist. Diese Art von Smart Services bietet für Unternehmen im B2B-Bereich sowohl aus Kunden wie auch aus Lieferantensicht interessante Möglichkeiten.

For Smart Services the IT infrastructure must be built up
Für Smart Services muss die IT Infrastruktur ausgebaut werden

Umsetzung von Smart Service Projekten noch im Aufbau

Insgesamt sind für den breiten B2B-Einsatz die Strukturen noch nicht weit genug ausgereift. Zwar sind die meisten Unternehmen dabei, die Infrastruktur aufzubauen und neue Systeme wie etwa IoT-Plattformen einzuführen, jedoch ist das Zusammenspiel dieser, etwa mit Business Applikationen, erst in Umsetzung. Laut einer IDC Studie zum Status des Industrial IoT in Deutschland haben von den IT- und Fachentscheidern aus 258 Organisationen rund 42 % bereits IoT-Projekte umgesetzt bzw. befinden sich in der konkreten Pilotierung, weitere 47 % planen und evaluieren. Hierbei steht vorwiegend noch die klassische, interne Optimierung im Vordergrund.

Aus diesem Grund beschränken sich die verfügbaren Services heute eher auf Aspekte des Monitorings in einem reduzierten Sichtfeld verfügbarer Daten. Aber, das macht die Studie auch deutlich, denken viele dabei bereits einen Schritt weiter und wollen zudem neue Kunden ansprechen (27 %) und das Kundenerlebnis mit neuen, datenbasierten Services verbessern (26 %).

Neue B2B-integrierte Smart Services

Gerade für exportorientierte deutsche Unternehmen bieten smart Services einen hohen wirtschaftlichen Wert, um Kundenbeziehung zu vertiefen und den gewohnten Qualitätsmaßstab der Sachgüter auch auf das Digitale zu überführen. Der Bund sieht weiterhin Bedarf, trotz bereits erfolgter großer Förderprogramme wie die seit 2013 bestehende „Smart Service Welt“, die Forschung und Entwicklung um Smart Services im B2B-Bereich noch gezielter zu unterstützen. So hat jüngst das BMBF in seinem Fachprogramm „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ ² den besonderen Fokus auf „Internetbasierte Dienstleistungen für komplexe Produkte, Produktionsprozesse und -anlagen (Smart Services)“ gesetzt. Unter Beteiligung von SEEBURGER ist im Februar 2020 darin das Verbundprojekt SEAMLESS gestartet. Dieses soll neue Möglichkeiten der nahtlosen Bereitstellung von KMU-gerechten, internet- und simulationsbasierten Aftersales-Services untersuchen und entwickeln. Bereitgestellt werden sollen diese später in separat über eine Plattform abrufbaren, nutzbaren und bezahlbaren Service-Einheiten. Maschinenhersteller und Anwender sollen somit in die Lage versetzt werden, bedarfsgerechte Simulationen zu nutzen, ohne sich selbst Expertise aneignen zu müssen. Über entsprechende, dafür aufbereitete Inhalte, werden mittels der Technologie der erweiterten Realität Daten in Echtzeit für den Servicemitarbeiter eingespielt, um einen messbaren Mehrwert in den Prozessen Betriebsoptimierung, Instandhaltung und Umbau zu schaffen. Viele dieser Initiativen und Ergebnisse werden helfen, die heute noch eher verhaltene Dynamik im Einsatz neuer aktiver (I)IoT-Anwendungen zu entfachen.


¹ https://www.acatech.de/projekt/smart-service-welt/

² https://www.bmbf.de/de/innovationen-fuer-die-produktion-dienstleistung-und-arbeit-von-morgen-599.html

 

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Ein Beitrag von:

Viktor Schubert ist Produktmanager für IoT/Industrie 4.0 bei SEEBURGER und seit über 10 Jahren im Bereich Daten- und Prozessmanagement (B2B/PLM/MES) tätig. Er ist im DIN-Normenausschuss Maschinenbau (NAM) sowie in Arbeitskreisen des VDMA aktiv und wirkt in der Standardisierung und Entwicklung dieser Bereiche im Umfeld »Industrie 4.0« mit.