SAP S/4HANA-Integration - Unterschätzen Sie das Projektrisiko?
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SAP S/4HANA-Integration – unterschätzen Sie das Projektrisiko?

| | SVP Strategic Product Management, SEEBURGER
S/4HANA-Integration – Zeit und Kosten werden leicht unterschätzt

Viele Unternehmen stehen derzeit vor der Mammutaufgabe einer SAP S/4HANA-Einführung. Durch die angekündigte Einstellung der Unterstützung und des Stopps der strategischen Weiterentwicklung des Altsystems SAP ECC (R/3-Generation) werden Bestandskunden eine komplette Umstellung auf S/4HANA bis 2030 durchgeführt haben müssen (Stand 2021). Sicher liegt das Hauptaugenmerk vieler Projektverantwortlicher zunächst auf den abzubildenden Prozessen in SAP S/4HANA. Um jedoch das Gesamtprojekt hinsichtlich Zeit und Kosten im Griff zu behalten, muss die Aufmerksamkeit gleichzeitig auf die mit der Einführung verbundenen Integrationsanforderungen gerichtet werden. Erfahren Sie, warum.

Zeit- und Kostenfaktor der SAP S/4HANA-Integration

Alle Unternehmen, und besonders diejenigen, die bereits SAP ECC einsetzen, haben ein hohes Interesse daran, den Zeit- und Kostenfaktor einer S/4HANA-Einführung zu minimieren. Der Integrationsaufwand für das neue System in bestehende Systemlandschaften wird jedoch häufig unterschätzt. Eine einfache Überlegung zeigt, welche Aufgabe hier gestemmt werden muss:

Führt ein SAP-Bestandskunde mit bestehendem SAP ECC „einfach nur“ – ohne weitere Optimierungsüberlegungen – ein zentrales SAP S/4HANA-System ein, wird die Vielzahl von weiteren Systemen und Applikationen, die seit dem Beginn der Einführung von SAP R/3 bzw. SAP ECC an das Kernsystem angebunden wurden, häufig vergessen – wie hier abstrakt und vereinfacht dargestellt:

Die Integration von Geschäftsapplikationen mit SAP ECC oder R3 fand oft über Jahrzehnte hinweg statt.
Abbildung 1: Die Integration von Geschäftsapplikationen mit SAP ECC oder R3 fand oft über Jahrzehnte hinweg statt.

Wie lange dies im Falle des einzelnen Unternehmens auch gedauert haben mag – im Zuge eines Wechsels auf SAP S/4HANA müssen all diese Schnittstellen nachgezogen werden – in erheblich kürzerer Zeit und dies parallel, begleitend, allzu oft nachfolgend zur zentralen Projektaufgabe.

Für die Integration der über die Jahrzehnte angebundenen Endpunkte mit SAP S/4HANA bleibt im Vergleich nur sehr wenig Zeit.
Abbildung 2: Für die Integration der über die Jahrzehnte angebundenen Endpunkte mit SAP S/4HANA bleibt im Vergleich nur sehr wenig Zeit.

Das IT-Analystenhaus GARTNER[1] hat diesen Zeit- und Risiko-Faktor bereits im Jahr 2020 thematisiert. Die Analysten schätzten, dass bis 2025 40 % der SAP ERP-Implementierungen aufgrund zu geringer Investitionen in die Integration nicht erfolgreich sein werden. Vielen Entscheidern ist dies bereits bewusst: 60 % bewerten alleine die Integration von Legacy-Systemen in die neue SAP S/4HANA-Welt als Kosten- und Aufwandstreiber, der Projektbudgets und Ressourcen belasten wird. Darüber hinaus haben viele Unternehmen vermehrt Multi-Cloud-Strategien im Blick, die Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen für den Betrieb versprechen. Allerdings muss nun die Integration von Applikationen, Systemen, Datensenken und Data Lakes für Business Intelligence- und Analytics-Anwendungen auch noch über Cloud-Grenzen hinweg geleistet werden. Im Rahmen von Projektplanungen werden somit bereits 20 % bis hin zu 40 % der Projektbudgets allein für das Thema Integration verbucht, um dieses Risiko für die Erreichung der Projektziele möglichst gering zu halten. Diese Werte sind ein Korridor und mit hoher Planungsunsicherheit verbunden – typisch für große Integrationsaufgaben. Die Herausforderung für S4/HANA-Projektteams besteht darin, dass über die letzten Jahre der Anteil an Nicht-SAP-Applikationen im IT-Verbund zugenommen hat. Was dies im Einzelnen für das zentrale SAP-Projekt bedeutet, ist somit deutlich schwieriger einzuschätzen.

SAP-to-SAP-Anteil der Integrationsanforderungen in SAP-geprägten IT-Landschaften

Jahrelang verfolgten SAP-Anwender eine „One-Stop-Shopping“ Strategie: Wenn Business-Units Bedarf an Geschäftsapplikationen hatten, so prüfte man zunächst die Angebote des Herstellers SAP. Der vermeintliche Vorteil: Der Hersteller war für ein integriertes Lösungsportfolio bekannt, so dass „die Dinge zueinander passten“ und Synergien erzeugt werden konnten. Im letzten Jahrzehnt hat die SAP durch Zukäufe von Drittsystemen, vor allem im Bereich der SAP Cloud-Applikationen, den Pfad des integrierten Gesamtangebotes zunächst verlassen. Zur Erleichterung ihrer Kunden startete die SAP im Jahr 2020 jedoch eine Offensive, für ausgewählte Kernangebote auch wieder für die Integration einzustehen. Allerdings hatten in der Zwischenzeit viele Anwenderunterhemen bereits Lösungen von Drittanbietern gewählt, da der ursprüngliche Vorteil des integrierten Lösungs-Portfolios verloren gegangen war. Die Konsequenz lässt sich an Diskussionen der SAP mit der SAP-Anwendervereinigung DSAG ermessen: Im Schnitt enden oder beginnen nur noch 30 % der ihr bekannten Integrationsstrecken in einer SAP-Anwendung. Das bedeutet: 70 % der Integrationen betreffen Nicht-SAP-Systeme. Da die Integration der Nicht-SAP-Lösungen untereinander hierbei vermutlich überhaupt nicht berücksichtigt wurde, ergibt sich:

  • Der überwiegende Anteil von Integrationsbedarfen betrifft die Integration von Fremd-Applikationen, Legacy-Systemen, Partnern und Cloud-Umgebungen.
Der Anteil an Nicht-SAP-Integrationen bei einer S/4HANA-Integration beträgt über 70%.
Abbildung 3: Der Anteil an Nicht-SAP-Integrationen bei einer S/4HANA-Integration beträgt über 70%.

Wie die Grafik symbolisch spiegelt, kann man davon ausgehen, dass Zentralsysteme wie SAP S/4HANA sicher ein hohes Daten- und Belegvolumen dieser Integrationen ausmachen. Wesentlich ist aber:

  • Die Kunst der Integration besteht darin, in einem solchen Verbund nahtlose Verbindungen zu allen Endpunkten aufzubauen. Für die Fähigkeit, einen Endpunkt bestmöglich anzubinden, ist daher nicht das Volumen entscheidend, sondern die Anzahl aller Anforderungen.

Die B2B-Integration bringt hierbei nicht nur die höchste Bandbreite an Anforderungen und eine hohe Geschäftskritikalität mit sich, sondern birgt auch eine weitere Besonderheit:

  • B2B-Integration hat die höchste Anzahl an Endpunkten (der jeweilige Partner mit meist mehreren abzubildenden Transkationen) bei geringstem durchschnittlichem Volumen pro Endpunkt.

Die B2B-Integration mit SAP S/4HANA behandeln wir in einem gesonderten Blogbeitrag. Informieren Sie sich über die SEEBURGER – SAP S/4 HANA Integrations-Lösungen und lesen Sie auch unsere weiteren Blogbeiträge zu all den Aspekten, die bei dieser monumentalen Aufgabe zu berücksichtigen sind. Denn eines ist sicher: S/4HANA-Integration ist Expertensache.

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[1] Siehe GARTNER-Bericht “Magic Quadrant for SAP S/4HANA Application Services, Worldwide” – ID G00407891, 30. April 2020

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Thomas Kamper

Ein Beitrag von:

Thomas Kamper, SVP Strategic Product Management, ist verantwortlich für strategische Produktinitiativen im Zusammenhang mit allen Business Integrationstechnologien und -lösungen von SEEBURGER. Der Schwerpunkt liegt derzeit auf API-Lösungen und Big Data. Er ist auch für Lösungen verantwortlich, die es Unternehmen ermöglichen, Herausforderungen hinsichtlich Transparenz und Kontrolle zu meistern, wenn ihr Tagesgeschäft auf die reibungslose Ausführung digitalisierter Geschäftsprozesse angewiesen ist. Er ist im Dezember 2017 wieder bei SEEBURGER eingetreten. Zuvor war er als Interims-Manager und Business Advisor tätig. Er unterstützte dabei viele Jahre das C-Level von Software- und Cloud-Service-Anbietern, ihre strategischen Produktinitiativen erfolgreich umzusetzen.