Energiewende: Möglichkeiten & Risiken
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Digitalisierung der Energiewirtschaft Teil 3/3: Chancen und Risiken sowie die Ansätze und Treiber der Digitalisierung

| | Senior Consultant - Business Unit Utilities, econtea GmbH
Digitalisierung der Energiewende

Die Digitalisierung der Energiewirtschaft hält eine Vielzahl von Chancen auf einfachere und transparentere Abläufe bereit. Hierzu zählen effizientere Energiekonzepte, Echtzeitinformation und intelligente Nutzung von Daten sowie daraus entstehende neue Geschäftsmodelle. Wie wirkt sich dieses „always on“ jedoch auf die Nutzer aus? Haben diese wirklich noch die Kontrolle über ihre Daten und wie gehen die Energieversorger mit dieser Thematik um? Unser Gastautor Tobias Hevekerl, Senior Consultant der econtea GmbH, Berlin, betrachtet die Möglichkeiten sowie die Risiken, die die Digitalisierung der Energiewirtschaft birgt.

Diese Blogserie besteht aus drei Teilen. Beginnend mit einem Rückblick auf die Historie der Energiewirtschaft, wirft Teil zwei einen Blick auf neue Geschäftsmodelle und in diesem dritten Teil werden sowohl die Chancen und Risiken der digitalen Transformation der Energiewirtschaft als auch die Ansätze und Treiber der Digitalisierung behandelt.

Chancen und Risiken der Digitalisierung

Die Digitalisierung eröffnet Möglichkeiten für eine Vielzahl neuer Geschäftsmodelle. Die extensive Nutzung mobiler Endgeräte, die zunehmende digitale Vernetzung, die Flut an Daten, die zur Verfügung stehen, können Anwender auch leicht verunsichern beziehungsweise überfordern. Wie kann die richtige Balance gefunden werden?

Heutzutage sind Smartphones, Tablets, Laptops, Smart TVs etc. fester Bestandteil des Alltags. Digitale Dienste wie Kalender-Apps, Online Banking, Navigationsdienste, Wetterauskunft und unzählige mehr werden ständig genutzt. Sie beschleunigen den Alltag und steigern die Effizienz jedes Einzelnen. Diese scheinbar unendlichen Möglichkeiten können jedoch rasch das Gefühl vermitteln, permanent eingebunden und der ganzen Informationsflut nicht mehr gewachsen zu sein. Auch kommen stets neue digitale Dienste und Services hinzu. Der Nutzer befindet sich somit ständig in einem Entscheidungsdilemma.[1] Was soll ich nutzen, was nicht? Was hilft mir, was nicht? Dies kann schnell zu viel werden. Auch drängen Fragen wie: Habe ich noch die Kontrolle über meine Daten? Sind meine persönlichen Daten sicher? Wie transparent bin oder werde ich mit der Freigabe meiner Daten?

Energieversorger haben einen Vertrauensbonus

Energieversorger bieten ebenfalls zunehmend digitale Dienste an, die den Endkunden das Leben erleichtern sollen. Zählerstände werden digital übermittelt, aktuelle Verbrauchsdaten digital abgefragt, individuelle Angebote aus digital erfassten Nutzungsdaten unterbreitet und auch der Anbieterwechsel erfolgt heutzutage ausschließlich auf digitalem Wege. Vermehrt entwickeln Energieversorger neue Geschäftsmodelle und Dienste aus der Fülle an Daten, die ihnen zur Verfügung stehen. Sie werden dabei von ihren Kunden zumeist als vertrauenswürdige Institutionen wahrgenommen. Die Bedenken, ihnen persönliche Daten digital preiszugeben, sind vergleichsweise gering – zumal dies bislang ohnehin auf analogem Wege über Formulare erforderlich war.

Diesen Vertrauensbonus sollten die Energieversorger nicht leichtfertig verspielen. Es ist wichtig, dem Endkunden die komplexen Möglichkeiten der Digitalisierung der Energiewirtschaft in einfachen, transparenten Services zur Verfügung zu stellen, bei denen Datenschutz und IT-Sicherheit an oberster Stelle stehen.

Was sind eigentlich die Innovationstreiber in der Energiewirtschaft?

Haupttreiber für Innovationen sind sinkende Erträge im klassischen Energiegeschäft und die steigende Bereitschaft der Kunden, den Anbieter zu wechseln. Eine hohe Wettbewerbsintensität sowie die Digitalisierung führen ebenfalls zur Entwicklung von Innovationen.[2] Ein weiterer Faktor, der Innovationen vorantreibt, ist die Dezentralisierung der Energieversorger.

Wenn es Innovationstreiber gibt, gibt es sicherlich auch Innovationsbarrieren?

Als innovationshinderlich erweisen sich hingegen vor allem unklare Rentabilitätsaussichten in Kombination mit einem hohen Investitionsrisiko und mangelndem Personal. Die schwer durchschaubaren regulatorischen Rahmenbedingungen in der Energiewirtschaft sind für die Energieversorger ebenso wenig förderlich. Eine geringe Risikobereitschaft der eher traditionellen Energieversorger trägt außerdem dazu bei, dass Innovationen in vielen Fällen eher langsam angegangen werden.

Ansätze und Treiber der Digitalisierung

Die Digitalisierung (der Energiewirtschaft) und die damit verbundenen neuen Geschäftsmodelle stellen Energieversorger vor eine Vielzahl an Herausforderungen. Die Themenliste entlang der Wertschöpfungskette ist lang. Alleine der Umgang mit der Masse an nutzbaren Informationen will gemeistert werden. Welche Instrumente stehen zur Verfügung?

Die Instrumente der Digitalisierung

Häufig erwähnte Instrumente im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Energiewirtschaft sind Big Data Analytics, digitale Schnittstellen (APIs) zum Kunden und Clouddienste. Dies alles ist natürlich eng mit den Themen Datenschutz und IT-Sicherheit verbunden.[3]

Digitalisierungstreiber

Es drängen vermehrt neue Anbieter mit neuen Geschäftsmodellen auf den Energiemarkt. Digitale Online Services, die jedem bekannt sein dürften, sind zum Beispiel Verivox und Check24. Auf diesen Vergleichsportalen sind alle namhaften Energieversorger vertreten, um ihre Produkte anzubieten. Dies ist ein durchaus nutzenswerter Vertriebskanal, da solche Online Services für sich selbst Werbung machen und den Energieversorgern in diesem Fall den Aufwand abnehmen.

Die Produkte sind zudem bereits soweit digital geworden, dass man als Kunde nicht mehr ins Kundencenter gehen und ein Formular ausfüllen muss. Heutzutage erfolgt der Wechsel zu einem anderen Energieversorger zumindest per E-Mail oder gleich direkt über das Online-Portal des Anbieters. Die Bestellung eines Strom- oder Gasproduktes ist ganz einfach über eine Smartphone App möglich und macht dem Kunden den Wechsel ganz leicht.

Für den Energieversorger besteht die Herausforderung nun darin, die digitale Schnittstelle (API) zu solchen Online-Services zur Verfügung zu stellen. Wie kann ein Anbieter seine Produktdaten schnell und effizient an den Online-Service übermitteln und wie erhält er die Bestelldaten der Kunden über diesen Service wieder zurück in die Backendsysteme entlang der Wertschöpfungskette transferiert? Zudem werden die zuvor genannten Online-Services immer mehr mit weiteren digitalen Diensten verbunden, wie digitale Zahlungsmöglichkeiten (zum Beispiel PayPal) oder dem Bezahlen per Kreditkarte.

Die Digitalisierung in der Energiewirtschaft findet vermehrt in der Cloud statt

Clouddienste sind hierfür eine aktuelle und prominente Lösung. Die Tech-Riesen bieten in großem Stil Clouddienste an. Viele Energieversorger stellen ihre Infrastruktur bereits auf Clouddienste um, da dies kosteneffizienter ist. Man braucht keine eigene Infrastruktur und Serverlandschaft mehr aufbauen und instand halten. Clouddienste können relativ einfach und flexibel dazu gebucht oder abbestellt werden. Die benötigte Leistung, beispielsweise eines Systems und Servers, kann rasch hoch- oder heruntergefahren werden und die Preismodelle sind entsprechend flexibel geworden.

Neben den Tech–Riesen bieten vermehrt auch die Mittelständler in Deutschland Clouddienste an. Hierzu zählen hauptsächlich leicht standardisierbare Dienste. Diese sind für den Kunden sehr attraktiv, da sie ganz einfach gebucht oder abbestellt werden können.

SEEBURGER bietet eine Vielzahl an Cloud Services rund um die Themen E-Invoicing und Managed File Transfer an. Energieversorger-Services wie eine Lösung für die Marktpartnerkommunikation (Mako Cloud), den RRM+ Service für Energiehandelsgeschäfte, das Confirmation Matching für ein vollautomatisierten Abgleich mit Handelspartnern oder auch die Europäische Transparenzplattform, um Insiderhandel zu veröffentlichen, tragen zur Digitalisierung der Energiewirtschaft bei.

Fazit

Für Energieversorger ist es heutzutage nicht mehr ausreichend, eigene neue erfolgreiche Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Um mit hoher Flexibilität als Lösungsanbieter in smarten Wertschöpfungsnetzwerken zu agieren und um neue Technologien und Produkte für ihre Kunden zu entwickeln, werden sie vermehrt in branchenübergreifenden Firmen-Ökosystemen und Kooperationen aktiv sein müssen. Energienahe Branchen wie Telekommunikation oder Mobilität, aber auch vermeintlich energieferne Branchen werden eine zunehmend bedeutende Rolle als Wertschöpfungspartner in den entstehenden Geschäftsmodellen der Energiewirtschaft spielen. Letztendlich führt diese Entwicklung zu einem Zusammenwachsen von ehemals getrennten Märkten. Damit verbunden sind vielfältige Chancen, die es ermöglichen, durch marktübergreifende Lernprozesse Innovationen zu initiieren, aber auch vielfältige Barrieren, die es zu überwinden gilt. Viele Energieversorger stehen dabei erst am Anfang der Entwicklung eines systematischen Innovationsprozesses. Hierbei können wir Sie mit unserer langjährigen Erfahrung unterstützen.


[1] BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft: Digitalisierungs aus Kundensicht. (abgerufen am 13.09.2021).

[2] Vgl. Germanwatch: Sechs Thesen zur Digitalisierung der Energiewende: Chancen, Risiken und Entwicklungen (abgerufen am 13.09.2021).

[3] Vgl. BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft: Die digitale Energiewirtschaft. (abgerufen am 13.09.2021).

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Tobias Hevekerl | econtea GmbH

Ein Beitrag von:

Tobias Hevekerl ist seit April 2016 bei der econtea GmbH tätig und unterstützt als Senior Consultant unsere Utilities Kunden in diversen Bereichen und Schnittstellenfunktionen in den Themenfeldern Projekt Management, Lastenhefterstellung, Prozessoptimierung, Proof of Concepts, Produkt- und Testmanagement. Dem SEEBURGER Produktmanagement gibt er fachlichen und technischen Input für unsere Trade Reporting Solution und das RRM+. Nach seiner Ausbildung als Industriekaufmann bei einem Energieversorger und anschließendem Studium der Wirtschaftsinformatik war Tobias Hevekerl ab 2007 für zwei Beratungshäuser tätig. Sein Fokus galt auch hier dem Bereich Utilities. Zum Ausgleich geht er gerne in die Natur zum Wandern, Joggen oder Fahrradfahren. Er liebt das Abenteuer und nimmt gerne jede Action mit. Seine sportliche Vielseitigkeit nutzt er beim Mountainbiken, Ski- oder Snowboard fahren (auch wenn er aus dem Norden Deutschlands kommt), Fußball spielen oder auch gerne im Klettersteig, beim Ziplining, Wallrunning oder im Hochseilgarten.