Lösungsmethoden beim Auftritt des Bullwhip-Effekts in der Lieferkette
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Der Bullwhip-Effekt: Lösungsansätze und -methoden

| | Director Business Unit E-Invoicing/SAP&Web Prozesse, SEEBURGER
So vermeiden Sie den Bullwhip-Effekt

Der Bullwhip-Effekt beschreibt ein Phänomen im Supply Chain Management. Er veranschaulicht, wie sich Schwankungen im Bestellverhalten entlang einer Lieferkette immer stärker auswirken. So unvorhersehbar die Auslöser des Bullwhip-Effekts auch scheinen mögen – viele lassen sich tatsächlich im Vorfeld erkennen und somit auch lösen. In diesem Blogartikel lernen Sie verschiedene Lösungsansätze kennen, die Sie in Betracht ziehen können, um Ihre Bedarfsplanung resilienter gegenüber starken Nachfrageschwankungen und Lieferengpässen zu gestalten.

Wenn Sie sich im ersten Teil dieser Blogreihe die Definition und die Ursachen für den Bullwhip-Effekt ansehen, wird deutlich, dass es nicht zwingendermaßen plötzlich vorherrschende, ungewöhnliche Marktlagen sind, die ihn auslösen. Vielmehr sorgen fehlende Transparenz, mangelnde Kommunikation und daraus resultierende menschliche Fehlentscheidungen als Reaktion auf diese Situationen für starke Schwankungen im Bestellverhalten der Teilnehmer entlang einer Wertschöpfungskette. Einem Großteil dieser Faktoren kann man mit Maßnahmen zur Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung gezielt entgegenwirken. Lernen Sie Lösungen kennen, um den Bullwhip-Effekt zu entschärfen.

Supply Chain und Demand Chain im Blick: So entschärfen Sie den Bullwhip-Effekt durch digitalen Informationsaustausch entlang der gesamten Wertschöpfungskette

Identifizieren und lösen Sie den Bullwhip-Effekt sowohl in Ihrer Supply- als auch in Ihrer Demand Chain. So behalten Sie den Überblick und können effektive Maßnahmen zur Optimierung Ihres Bestellverhaltens einleiten.

Der Bullwhip-Effekt in der Supply Chain

Eine der größten Herausforderungen entlang einer Supply Chain ist die Fähigkeit, Nachfragemengen präzise vorherzusagen und Bedarfe entsprechend zu planen. Um dies zu erreichen hilft nur eine enge Vernetzung der Teilnehmer einer Lieferkette. Die Geschäftsprozesse mit Lieferanten zu digitalisieren, ist hierfür eine wichtige Voraussetzung. Abläufe werden effizienter und transparenter und der Einkäufer kann sich bei schwankenden Bedarfen schneller und einfacher mit seinen Lieferanten abstimmen. Besonders im Falle des Einkaufs für die Industrie 4.0 nimmt das Beschaffungswesen im Unternehmen eine Schlüsselposition als Überwacher und Manager von Lieferantenbeziehungen ein. Die intensive Zusammenarbeit zwischen Einkauf, Produktentwicklung und Service ist die Basis einer vorausschauenden Bedarfsplanung mit den Lieferanten und trägt somit wesentlich zur Vermeidung und Lösung eines Bullwhip-Effekts bei. Diese intensive Kollaboration ist jedoch nur über eine effiziente Plattformökonomie und digitale Services für die schnelle Bereitstellung und den effizienten Austausch von Daten möglich. Dies fängt bereits bei der Automatisierung des gesamten Purchase-to-Pay-Prozesses an und setzt sich im Optimalfall über die gesamte Kette des Wertschöpfungsprozesses hinweg fort.

Der digitale Informationsaustausch entlang der gesamten Wertschöpfungskette ermöglicht beispielsweise sogenanntes Collaborative Planning, Forecasting, Replenishment (CPFR), eine Weiterentwicklung von Efficient Consumer Response (ECR). Bei CPFR werden Informationen aller relevanten Parteien zusammengeführt und ausnahmslos allen beteiligten Partnern zur Verfügung gestellt. Kollektive Vorhersagen und Erfahrungen spielen dabei eine besonders wichtige Rolle, denn mit Datenlogisitik wird die Wertschöpfungskette optimiert. Beteiligte des Informationsaustausches und der gemeinsamen Planung sind in der Regel Lieferanten, Hersteller, Handelspartner (Distributoren, Händler) und Vermarkter.

Der Bullwhip-Effekt in der Demand Chain

Auch im Handel bedarf es einer ganzheitlichen Retail-Strategie, um Vertriebskanäle zum Klingen zu bringen und Bestellspitzen leichter vorhersagen zu können. Die meisten Unternehmen konzentrieren sich bei ihren Bemühungen, den Bullwhip-Effekt zu vermeiden, auf die Lieferantenseite (Supply Chain). Jedoch ist es bei einer ganzheitlichen Bullwhip-Effekt-Lösung ganz wesentlich, auch die Nachfragekette (Demand Chain) im Blick zu behalten. Je aussagekräftiger die verfügbaren Marktinformationen sind, desto genauer können Bedarfsprognosen erstellt werden. Nehmen wir zum Beispiel den Kundenservice: Wenn genaue Daten über den Zustand von verkauften Produkten vorliegen, lassen sich Prognosen über Austauschzeitpunkt und -teile beziehungsweise den Zeitpunkt einer Ersatzinvestition auf Kundenseite ermitteln. Die digitale Datenintegration ist beispielsweise ein Trend in der Automobilindustrie, von welchem sich Wettbewerbsvorteile versprochen werden.

 Nachfrage- und Lieferkette optimieren, um den Bullwhip-Effekt zu minimieren
Abbildung: Nachfrage- und Lieferkette optimieren, um den Bullwhip-Effekt zu minimieren

Wie in der Abbildung illustriert, treffen sich Versorgungs- und Nachfragekette am selben Punkt, aber ihre Ausgangspunkte sind völlig verschieden. Das Lieferketten-Management konzentriert sich in der Regel auf das Produkt oder die Herstellung und arbeitet sich dann rückwärts zum Lieferanten und vorwärts zur Lieferung. Die Nachfragekette hat auch ein Produkt- oder Servicezentrum, kann aber auch umgekehrt funktionieren, um die Bedürfnisse der Zielgruppe zu verstehen, zu integrieren und dann zu Vertriebskanälen, Nachfragegenerierung und endgültigen Liefersystemen weiterzuleiten. In gewisser Weise ist die Lieferkette die physische Kette, während die Nachfragekette eher auf logischen Überlegungen fußt.

Damit die Demand Chain zur Lösung eines Bullwhip-Effekts herangezogen werden kann, ist das Teilen von Point-of-Sales-Daten (POS) verbunden mit dem Vertrauen in die jeweiligen Handelspartner sowie der Bereitschaft zur Kollaboration erforderlich. Hierin steckt großes Potenzial, die Kundenzufriedenheit zu verbessern, ohne durch schlecht koordiniertes Bestellverhalten gleich einen Bullwhip-Effekt auszulösen. So können über mehrere Geschäftsbereiche Daten gemeinsam genutzt werden, um beispielsweise Informationen über Kunden und Transaktionen zu aggregieren und zu analysieren. Partnerschaften mit Herstellern und Lieferanten lassen sich leichter pflegen und über die Anbindung sozialer Medien lässt sich mehr Nähe zum Kunden herstellen. All diese Maßnahmen können dabei unterstützen, Bedarfe nicht nur zu erkennen, sondern sogar zu steuern und Lagerbestände zu optimieren. Gleichzeitig hat man die Chance, frühzeitig über potenzielle Schwankungen informiert zu sein. Hierbei kann eine wichtige Digitalisierungsmaßnahme, um das volle Potenzial einer harmonisierten Retail-Strategie zu schöpfen, die API-Integration sein. Sie ermöglicht einen schnellen und fehlerfreien Datenaustausch zwischen allen verbundenen Unternehmen.

Hohe Datenqualität: Stammdatenmanagement als Bullwhip-Effekt-Lösung

Um am Markt erfolgreich zu sein, ist heutzutage eine hohe Datenqualität in allen Bereichen sehr wichtig. Stammdatenmanagement ist eine Grundvoraussetzung für gut gepflegte Stammdaten. Dies und die richtige Interpretation dieser Daten können sehr wirkungsvoll dabei unterstützen, das Entstehen eines Bullwhip-Effekts zu verhindern. Vorausschauende Daten helfen zu prognostizieren, welche Mengen von welchem Material gefertigt oder bestellt werden. Wenn jedoch Parameter der Disposition – beispielsweise die Wiederbeschaffungszeit, Nachbestellmengen, Sicherheitsbestände oder Entsorgungsverfahren – nicht ordnungsgemäß gepflegt werden, können Bedarfsschwankungen falsch interpretiert werden. Daher ist eine regelmäßige Überprüfung dieser Parameter notwendig.

Mit den richtigen Technologien dem Bullwhip-Effekt entgegenwirken

Eine zuverlässige Kenntnis des Marktes und eine solide Datenbasis sind ganz wesentliche Faktoren, die Ihre Bedarfsplanung erfolgreicher machen. Beispiele, wie Sie mit neuen Technologien die Supply Chain beflügeln und eine Bullwhip-Effekt-Lösung finden können, erhalten Sie im Folgenden:

Cyber-physische-System-Technologie (CPS): IIoT und Industrie 4.0 als Lösung des Bullwhip-Effekts

Cyber-physische Systeme (CPS) sind Systeme, bei denen informations- und softwaretechnische Elemente mit mechanischen Komponenten verbunden sind. Datentransfer und -austausch sowie deren Kontrolle und Steuerung erfolgen in Echtzeit über eine Infrastruktur wie das Internet. Bewegliche beziehungsweise mobile Einrichtungen, Maschinen (darunter fallen auch Roboter) oder Geräte, eingebettete Systeme oder vernetzte Gegenstände sind Bestandteile davon. Sie kommen beispielsweise in der Industrie 4.0 oder im sogenannten Internet der Dinge (Englisch, dem (Industrial) Internet of Things (IIoT)) vor. Durch den Einsatz von CPS kann die Informationsbasis entlang der Lieferketten deutlich verbessert werden. Die Echtzeit-Verfügbarkeit der Informationen macht den Materialfluss in der Lieferkette transparent. Mit diesem Vorteil kann der Bullwhip-Effekt leicht reduziert werden, da CPS eine Qualitäts-Feedback-Schleife bietet, die letztendlich die Zeitverzögerung und die Gesamtverarbeitungszeit im Herstellungsprozess reduziert.

Cloud-Computing: Flexibler und schneller auf mögliche Auslöser des Bullwhip-Effekts reagieren

Cloud-Computing ermöglicht Flexibilität und Skalierbarkeit von Infrastruktur und Software für die gesamte Lieferkette. Es unterstützt bei der Erfassung und Verarbeitung von Informationen und deren Austausch in Echtzeit innerhalb der Lieferkette. Durch die vollumfängliche Digitalisierung kann Zeit gespart und Informationskonsistenz hergestellt werden – eine schöne Lösung, um den Bullwhip-Effekt effektiv zu reduzieren.

Künstliche Intelligenz: Komplexe Auslösemechanismen für den Bullwhip-Effekt erkennen

Eine KI ist eine der effektivsten und vielversprechendsten Technologien, um den Bullwhip-Effekt zu reduzieren. Es ist bekannt, dass das KI-basierte Ableiten von Datenmustern und die Beachtung der Gründe, die den Bullwhip-Effekt letztendlich auslösen, die Verarbeitung von Nachfragesignalen verbessert und die Zeitverzögerung in der Lieferkette reduziert.

Blockchain: Verifizierbare Informationen entlang der Lieferkette mildern den Bullwhip-Effekt

Eine Blockchain ermöglicht die Rückverfolgbarkeit und Transparenz von Daten zwischen allen Handelspartnern im Netzwerk. Der Zugriff auf Nachfragedaten in der Lieferkette erleichtert es allen Parteien, den Bullwhip-Effekt zu mildern und ihre Bedarfsplanung entsprechend anzupassen. Diese Technologie ermöglicht allen beteiligten Akteuren entlang der Supply Chain einen direkten und unverfälschten Blick auf die konkrete Bestell-, Bestands- und Liefersituation. Blockchain reduziert Informationsasymmetrien und erhöht so das Vertrauen in die Geschäftsabläufe, wodurch ein hohes Maß an Datenintegrität und -robustheit erreicht wird.

Fazit

Die oben aufgeführten Methoden und Technologien ermöglichen die digitale Transformation Ihrer Organisationsstruktur für ein effektives und sichtbares Supply Chain Management. Die Schaffung eines aussagekräftigen Informationssystems und die Vernetzung aller Elemente der Lieferkette stellen einen reibungslosen Materialfluss sicher, um tatsächliche Kundenbedürfnisse zu erfüllen und den Gewinn zu maximieren. Mit diesem Blogartikel kennen Sie nun verschiedene Lösungen, um dem Bullwhip-Effekt entgegenzuwirken.

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Rolf Holicki

Ein Beitrag von:

Rolf Holicki, Director Business Unit E-Invoicing, SAP&Web Prozesse, ist verantwortlich für die SAP-/WEB-Applikationen und Digitalisierungsexperte. Er hat mehr als 25 Jahre Erfahrungen in den Bereichen E-Invoicing, SAP, Workflow und Geschäftsprozessautomatisierung. Rolf Holicki ist seit 2005 bei SEEBURGER.