SAP S/4HANA-Integration Schnittstellen-Technologien
SAP Anwender

Bye, Bye IDoc? Welche Schnittstellen-Technologien bietet SAP S/4HANA im Vergleich zu SAP ECC?

| | SVP Strategic Product Management, SEEBURGER
Integrationsschnittstellen von SAP S/4HANA

Bei der Integration von S/4HANA trifft man auf bewährte und neue SAP-Schnittstellen-Technologien. Integrationsexperten stehen vor der großen Aufgabe, im Zuge der Einführung oder Migration auf S/4HANA jede einzelne Schnittstelle ihrer anzubindenden Systeme zu prüfen, bei Bedarf Überarbeitungen vorzunehmen oder gar verfügbare geeignete Alternativen zu finden. Dabei gilt es, Legacy- versus strategische Schnittstellen-Technologien abzuwägen und Möglichkeiten zu finden, die größtmögliche Flexibilität und Zukunftssicherheit versprechen. Erfahren Sie, worauf es ankommt und welche Lösungen SEEBURGER bietet.

Wird jede SAP-Schnittstelle aus der bekannten SAP ECC-Welt unterstützt?

SAP-Integrationsexperten kennen Begriffe wie IDoc, ALE, RFC, BAPI oder JCO. Sie stehen für wohlvertraute SAP-Schnittstellen-Technologien und sind „SAP-Standards“, keine allgemeingültigen Standards. Auf Basis dieser Technologien haben SAP-Anwenderunternehmen ihre SAP-Zentralsysteme erfolgreich über Jahre und Jahrzehnte hinweg integriert. So war die IDoc-Schnittstelle bereits als Add-On für SAP R/2 verfügbar– das SAP ERP-System, das im Jahre 1979 erstmals auf den Markt gekommen ist.

Die SAP muss für SAP S/4HANA eine Gratwanderung durchlaufen: Von SAP S/4HANA erwarten Anwender Innovationen und Antworten bezüglich der Unterstützung moderner Technologien. Gleichzeitig hoffen sie jedoch, dass die oben aufgeführten bewährten Technologien weiterhin unterstützt werden. Denn bei einem „Austausch“ des Zentralsystems soll die Integration von SAP S/4HANA in den IT-Verbund möglichst wenig Änderungen verursachen und Integrationen einfach zu übernehmen sein.

Leider ist dies aus den folgenden vier Gründen nicht ohne weiteres möglich:

  1. Die Anzahl verfügbarer IDocs ist im Gegensatz zu SAP ECC reduziert, kann aber für viele Anwendungsfälle ausreichend sein.
  2. Viele verfügbaren IDocs haben Änderungen erfahren, da sich zum Beispiel in SAP S/4HANA zu Grunde liegende Datenbankmodelle geändert haben. Dies hat Einfluss auf einzelne Segmentfelder wohlvertrauter IDocs.
  3. Auch manche BAPI taucht in entsprechenden Dokumentationen der SAP mit dem Hinweis „blacklisted“
  4. Aus Sicherheitsgründen steht die IDoc und ALE-Technologie für SAP S/4HANA Cloud Essentials (die Multi-Tenant Cloud Edition) nicht zur Verfügung.

Selbst im besten Fall muss also jede einzelne Schnittstelle geprüft, Überarbeitungen vorgenommen oder verfügbare geeignete Alternativen gefunden werden.

Welche neue SAP-Schnittstelle ist die richtige?

Für eine Vielzahl von Integrationsmustern gibt es glücklicherweise in SAP S/4HANA entsprechende Schnittstellen. Einige Muster lassen sich über die Legacy-Technologien IDoc, ALE, RFC und BAPIs abdecken, wo sie verfügbar sind. Drei weitere interessante Schnittstellen-Technologien sind hinzugekommen, um dem Anspruch an die SAP auf Innovationen gerecht zu werden:

  1. ODATA
    Dies ist eine REST-API, die auf dem OData-Protokoll basiert. Sie ist gut für synchrone Integrationsanforderungen geeignet. Sie deckt die meisten Geschäftsdokumente ab, die automatisch erstellt werden müssen, ist aber nicht wirklich für die Batch- oder Bulk-Verarbeitung geeignet.
  2. SAP Reliable Messaging (SAP RM)
    Diese verwendet eine SOAP-basierte API und ist für asynchrone und Batch-Verarbeitung geeignet. SAP hat die Metadaten im Header erweitert, um Quality-of-Service-Details, ExactlyOnce und ExactlyOnceInOrder aufzunehmen. Diese Technologie deckt auch eine Reihe von Nachrichtentypen ab, die von SAP unterstützt werden, und ist ein guter Ersatz für IDoc/ALE. Sie ist eine interessante Option für B2B-Integrationsszenarien.
  3. Business Events
    Diese ist seit 2020 auch als Add-on für SAP ECC verfügbar. In Verbindung mit einer Integrationsplattform wird hier eine ereignisgesteuerte Architektur (EDA) verwendet, um eine Aktion auszulösen. Systemelemente abonnieren ein Ereignis (zum Beispiel die Änderung eines Datensatzes). Sobald dieses Ereignis vom System erkannt wird, kann es eine definierte Aktion auslösen, z. B. die Aktualisierung eines zugehörigen Datensatzes oder das Senden einer E-Mail-Benachrichtigung an eine bestimmte Person. Dies wäre ein Beispiel für die Verwendung von Business Events zur Synchronisierung von feingranularen Daten.

Einen einfachen Überblick verschafft diese Grafik:

Für eine Vielzahl von Integrationsmustern gibt es in SAP S/4HANA entsprechende Schnittstellen
Abbildung 1: Für eine Vielzahl von Integrationsmustern gibt es in SAP S/4HANA entsprechende Schnittstellen

Integrationsplattformen und SAP-Integrationslösungen

Gerade die Einteilung in Legacy- versus strategische Schnittstellen-Technologien zeigt, dass SAP S/4HANA-Anwender auf der Hut sein müssen. Zwar hat Eingeführtes und Bewährtes lange Bestand und bietet oft ausgereifte und abgestimmte Gesamtkonzepte, wie beispielsweise den Einsatz von IDoc/ALE für Nachrichtensteuerung, Fehlerbehandlung etc. Dennoch muss erkannt werden, dass die SAP kaum mehr Innovationen und Fortentwicklungen im Bereich Legacy durchführen wird. Aktuell setzen daher SAP-Entscheider vorrangig auf die Möglichkeit, Integrationsplattformen einzusetzen, die:

  • bereits heute in der Lage sind, die gesamte Bandbreite an Angeboten zur Integration von SAP S/4HANA abzudecken,
  • es ermöglichen, über eine Entkopplung und die Bereitstellung kanonischer Formate den technologischen Wechsel auf die strategischen Formate mit minimalem Aufwand durchzuführen.

Das aktuell von der SAP eingeführte SAP One Domain Modell verfolgt dieses Ziel der Bereitstellung eines kanonischen Formates nicht – es ist primär ein vereinheitlichtes Datenmodell für Stammdaten über alle SAP Applikationen: Ein „Supplier“ ist zum Beispiel somit in allen Applikation „gleich“ und die betreffende Stammdateninformation zu einem Lieferanten kann einfach zwischen den Applikationen ausgetauscht werden (zum Beispiel für Stammdaten-Verteilszenarien). Die Auswirkungen dieses Modells auf Transaktionsdaten (zum Beispiel die Relevanz für B2B-Integration) ist noch unklar, im Kontext von Integrationsszenarien zu Non-SAP-Applikationen betrachtet aber hochinteressant.

Ebenso spannend wird die Einführung von SAP Graph, mit der Ende 2021 zu rechnen sein kann. Über SAP Graph soll es ermöglicht werden, über eine REST API-Schnittstelle eine gesamte SAP-Landschaft zu ‚abstrahieren‘. Dies ermöglicht es, den Fokus auf den Inhalt (z. B. Statusabfrage einer Geschäftstransaktion über mehrere SAP-Applikationen hinweg durch Zugriff auf eine zentrale API) zu legen, ohne die Abfrage-Orchestrierung über alle Applikationen durchzuführen. Diese Innovation ist relevant für rasche und vereinfachte App-Entwicklungen auf Basis einer SAP-Landschaft, die Homogenisierung von SAP-Landschaften (Cloud und On-Premises) und beliebige Integrations-Szenarien.

Informieren Sie sich über die SEEBURGER – SAP S/4 HANA Integrations-Lösungen und lesen Sie auch unsere weiteren Blogbeiträge zu all den Aspekten, die bei dieser monumentalen Aufgabe zu berücksichtigen sind. Denn eines ist sicher: S/4HANA-Integration ist Expertensache.

Whitepaper

Leitfaden für die Integration von SAP S/4HANA

⤓ Download

Haben Sie Fragen oder Anmerkungen?

Wir freuen uns hier über Ihre Nachricht.

Teilen Sie diesen Beitrag, wählen Sie Ihre Plattform!

Twitter
Thomas Kamper

Ein Beitrag von:

Thomas Kamper, SVP Strategic Product Management, ist verantwortlich für strategische Produktinitiativen im Zusammenhang mit allen Business Integrationstechnologien und -lösungen von SEEBURGER. Der Schwerpunkt liegt derzeit auf API-Lösungen und Big Data. Er ist auch für Lösungen verantwortlich, die es Unternehmen ermöglichen, Herausforderungen hinsichtlich Transparenz und Kontrolle zu meistern, wenn ihr Tagesgeschäft auf die reibungslose Ausführung digitalisierter Geschäftsprozesse angewiesen ist. Er ist im Dezember 2017 wieder bei SEEBURGER eingetreten. Zuvor war er als Interims-Manager und Business Advisor tätig. Er unterstützte dabei viele Jahre das C-Level von Software- und Cloud-Service-Anbietern, ihre strategischen Produktinitiativen erfolgreich umzusetzen.