B2B-E-Invoicing-Mandat in Belgien mit Peppol?
E-Invoicing

Belgien beabsichtigt die Einführung des B2B-E-Invoicing Mandats

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Belgien B2B-E-Invoicing Mandat in Sicht – mit Peppol?

Geht nun Belgien als nächstes Land in Europa an den Start zum Wettlauf in Richtung Continuous Transaction Controls (CTC)? Spanien, Portugal und Italien hatten vor einigen Jahren schon diesen CTC-Run begonnen – entweder mit einer E-Invoicing-Pflicht über ein zentrales Austauschsystem zwischen Unternehmen (B2B) oder die elektronische Echtzeit-Mehrwertsteuerberichterstattung. Danach hatten sich Frankreich, Polen und Serbien warmgelaufen und ihre Pläne, Inhalte und Deadlines für CTC-B2B-E-Invoicing-Mandate verkündet.

Um die Mehrwertsteuerlücke in Belgien in Höhe von etwa 4 Mrd. Euro im Jahr 2018 zu reduzieren (siehe VAT GAP Report 2021), hat der belgische Finanzminister Vincent Van Peteghem laut PWC die Absicht bestätigt, die elektronische B2B-Rechnungsstellung gesetzlich vorzuschreiben.

Wird das B2B-E-Invoicing-Mandat in Belgien auf Peppol basieren?

Aktuell liegen keine verbindlichen Informationen darüber vor, ob das B2B-E-Invoicing-Mandat, wenn es kommen sollte, auf dem Peppol-Standard für Interoperabilität und Dokumententypen wie z. B. „Invoice“ und „Credit Note“ basieren wird. Allerdings ist Peppol in Belgien nicht unbekannt. Bereits in 2016 wurde Belgien als sechstes Land Peppol Authority und implementierte das Interoperability-Framework. Bereits seit einigen Jahren sind nun Lieferanten verpflichtet, EN16931-konforme elektronische Rechnungen an öffentliche Auftraggeber zu senden, die an die Mercurius-Plattform angebunden sind. Im Rahmen des B2G-E-Invoicing fungiert die Mercurius-Plattform dabei für den gesamten belgischen öffentlichen Sektor als zentralisierte elektronische Poststelle. Über einen Peppol-Zugangspunkt können Lieferanten Rechnungen an die via Mercurius-Plattform angebundenen öffentlichen Organisationen in Belgien schicken. Es sind bereits beachtliche 1.145 Peppol Sender (Stand 19. November 2021) in Belgien registriert.

Vor diesem Hintergrund der sehr frühen Adoption von Peppol in Belgien und der jahrelangen Peppol-Praxis von privaten Rechnungsstellern im Rahmen des B2G-E-Invoicings – und auch freiwilligen B2B-E-Invoicings – erscheint es naheliegend, dass diese Peppol-Errungenschaft ebenso für das avisierte B2B-E-Invoicing-Mandat zur Anwendung kommen wird. Denn in Belgien kann für die Wirtschaftsakteure aktuell nur Peppol die monetären und technischen Hürden bei der Umsetzung des B2B-E-Invoicing-Mandats minimieren. Weiter werden ca. 1 Mrd. Rechnungen pro Jahr in Belgien ausgetauscht und durch Umstellung auf einen elektronischen Rechnungsstandard wie Peppol Einsparungen in Höhe von 3,5 Mrd. EUR pro Jahr erwartet – zusätzlich zu einer erwarteten Verringerung der Mehrwertsteuerlücke. Das klingt ganz nach „Win-Win“!

Zusammenfassung

Unter den EU-Mitgliedsstaaten ist Belgien im B2G-E-Invoicing über Peppol einer der Vorreiter, der nun den nächsten Schritt in Richtung eines B2B-E-Invoicing-Mandats andenkt. Dies würde neben generellen Kosteneinsparungen durch standardisiertes E-Invoicing auch Potenziale eröffnen, die Mehrwertsteuerlücke zu verringern. Gerade in Zeiten von Corona scheint ein E-Invoicing-Mandat ein attraktives Instrument gegen Umsatzsteuerkarussellbetrug und Umsatzsteuerflucht zu sein. Dies zeichnet sich in einem erst begonnenen Trend zur verpflichtenden elektronischen Rechnungsstellung im B2B-Bereich in Europa ab. Angestoßen hat diesen Trend Italien mit dem SdI-Mandat aus 2018/2019. Es ist davon auszugehen, dass andere EU-Länder in zunehmend kürzeren Abständen folgen werden. Hoffentlich kann sich Peppol in diesem CTC-Trend – zumindest in Europa – noch als Standard etablieren, so wie es beispielsweise das Peppol CTC Reference Document von September 2021 beschreibt.

Bis dahin bleibt die Herausforderung, die individuellen rechtlichen Anforderungen jedes Landes zu berücksichtigen und umzusetzen,

  1. ohne sich mit mehreren verschiedenen lokalen Providern in den jeweiligen Ländern auseinandersetzen zu müssen,
  2. dabei die verschiedenen technischen Anforderungen bei der Eingangs- und Ausgangsfakturierung zu erfüllen, wie z. B. vorgeschriebene Datenformate und Kommunikationswege,
  3. und gleichzeitig eine einfache und zuverlässige Anbindung an die jeweiligen ERP-Systeme zu gewährleisten.

Die SEEBURGER BIS E-Invoicing-Services bieten – neben einem eigenen Peppol-Service – umfangreiche Möglichkeiten, Eingangs- und Ausgangsrechnungen zu automatisieren. Dazu bietet SEEBURGER tiefe Prozessintegration in beliebige ERP-Systeme an, wie beispielsweise die nahtlose Integration von SAP S/4HANA über die SAP API Business Hub. Wir sind ein etablierter Anbieter von Cloud-Services mit langjähriger Erfahrung, wenn es darum geht, die unterschiedlichen Anforderungen in verschiedenen Ländern in der EU und anderswo zu verstehen und mit einer Lösung aus einer Hand zu erfüllen.

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Gerrit Onken

Ein Beitrag von:

Gerrit Onken ist seit 2010 bei der SEEBURGER AG als Produktmanager für Softwareanwendungen und für den Bereich Elektronischer Datenaustausch (EDI) tätig. Seine Schwerpunkte sind Lösungen für SAP, elektronische Rechnungsstellung (E-Invoicing) und die Digitalisierung von geschäftlichen und technischen Prozessen für global agierende Kunden. Ursprünglich gelernter Bankkaufmann, absolvierte Gerrit Onken ein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Industriemanagement und Wirtschaftsinformatik. Nach seiner Tätigkeit in der Finanzbranche arbeitete er von 2004 bis 2010 als Manager und Projektleiter bei einer der fünf größten Unternehmensberatungen mit internationalen BPOs in der Banken- und Automobilbranche.