APIs: Machen sie die B2B-Integration effizienter?
API-Management

APIs und B2B Integration – Teil 1: Warum kommen APIs für die B2B Integration zum Einsatz?

| | SVP Strategic Product Management, SEEBURGER
Warum APIs für die B2B-Integration?

APIs werden von Unternehmen in allen Branchen eingesetzt. Sie verbinden auf einfache Art Applikationen und Systeme. Somit steigern sie die Effizienz und Flexibilität in der IT-Landschaft und schaffen Synergien. Jedem Unternehmen steht es frei, die internen Schnittstellen selbst zu definieren und zu implementieren oder APIs vorhandener Standardsysteme zu nutzen oder anzupassen. API-Integration und API-Management-Systeme ermöglichen es Unternehmen, diese Aufgabe effizient und zentral verwaltet durchzuführen.

Spannend wird es, wenn Unternehmen ihre IT-Landschaften und Business-Applikationen über APIs miteinander vernetzen wollen.

Im ersten Teil der dreiteiligen Blogreihe zum Themenkomplex „API und B2B-Integration“ beschäftigt sich der SEEBURGER-Experte Thomas Kamper mit der Frage, warum Unternehmen APIs im Rahmen der Partnerintegration einsetzen und welchen praktischen Hürden sie begegnen.

APIs für externe Integration

Unternehmen nutzen seit Dekaden den asynchronen Austausch von Geschäftsdokumenten und Daten. In den Branchen Konsumgüter & Fertigung, Retail, Banken (FSI: Financial Services Institutes), Energiewirtschaft, Automotive und Logistik setzen nahezu alle Unternehmen Verfahren wie beispielsweise klassischen Electronic Data Interchange (EDI) zur digitalen Vernetzung ein. Diese haben sich als robust für den Austausch größerer Daten- und Dokumentenmengen bewährt und etabliert.

Es gibt daher keinerlei Anzeichen für einen Trend, diese Verfahren in der Breite durch APIs abzulösen. Es findet sich hierzu auch im Internet keine Veröffentlichung eines Business Analysten, in der ein solches Szenario in Erwägung gezogen wird. Es liegt jedoch „in der Natur der Sache“, dass es im Einzelfall auch EDI-Prozesse gibt (geringes Dokumentvolumen pro Übertragung und Bedarf nach zeitnaher Antwort auf den Inhalt eines Geschäftsdokumentes), die durch den Einsatz von APIs besser gelöst werden können.

Unternehmen fokussieren sich überwiegend darauf, durch den Einsatz von APIs für die B2B-Integration Kosten und Aufwand zu reduzieren und vor allem die Abwicklungsprozesse von Transaktionen mit Geschäftspartnern zu beschleunigen. Besonders für synchrone und granulare Dokumenten-, Daten- und Informationstransfers können APIs hierbei Mehrwerte schaffen, wie die folgende Grafik veranschaulicht.

APIs beschleunigen Prozesse und reduzieren Aufwand und Kosten
Abbildung 1: APIs beschleunigen Prozesse und reduzieren Aufwand und Kosten

Der Einsatz von APIs für die Partnerintegration bietet zusammengefasst diese Vorteile:

  • Prozessbeschleunigung
    • synchrone Kommunikationsverfahren
    • Echtzeittransaktionen für granulare und hochfrequente neue Geschäftsanforderungen
    • unmittelbarere Verbindung zwischen Business-Systemen der Partner
  • Kosten- und Aufwandsreduktion
    • vollautomatischer Austausch von strukturierten Geschäftsdokumenten, Daten und Informationen (Digitalisierung und Automatisierung)
    • effiziente Geschäftstransaktionen auf Basis konsistenter und aktuellster Daten
    • Eliminierung von Intermediären im Geschäftsdatenaustausch wie VANs (Value Added Networks, die oft noch für klassische Verfahren der B2B-Integration kostentreibend Verwendung finden)

APIs alleine sind kein Garant für eine effiziente B2B-Integration

Manche Unternehmen stellen ihre internen APIs und die damit verbundenen Daten- und Applikationsdienste öffentlich bereit und hoffen, dass ihre Geschäftspartner diese Angebote von selbst nutzen, frei nach dem Motto „if we build it, they will come“. Es kommt aber so gut wie keiner – der Aufwand, die bereitgestellten, jedoch individuellen APIs zu implementieren, ist für die Geschäftspartner meist zu hoch.

Ein anderer Ansatz ist es, im Einzelfall bilateral APIs festzulegen. Dieser endet jedoch meist für beide Unternehmen ebenso frustrierend. Sie haben beide jeweils viel Aufwand und Zeit in ihre gleichermaßen individuellen APIs investiert. Jeder Partner will natürlich, dass für die unternehmensübergreifende Integration mit dem Partner die eigenen und vorhandenen Rest-APIs oder SOAP-Schnittstellen zum Einsatz kommen. In beiden Fällen hat der andere Partner aber hohe Implementierungs- und Integrationsaufwände, die eine rasche und effiziente Vernetzung verhindern.

Und mit jedem neuen Partner beginnt sich der Kreis erneut zu drehen.

Was kann die Adoption von APIs für die B2B-Integration vorantreiben?

Es gibt drei Szenarien, die einer Adoption von APIs für B2B-Integration Vorschub leisten:

  1. Es existiert ein übergeordneter Standard für die Geschäftspartner, der die Bedürfnisse und Anforderungen der angestrebten Geschäftstransaktion oder des B2B-Prozesses abdeckt.

Diese Transaktionen differenzieren von Branche zu Branche sehr stark. Daher muss solch ein Standard konkrete Branchenbedürfnisse abdecken und kann so, aufgrund der resultierenden allgemeinen Akzeptanz, auch für weitere Geschäftspartner eingesetzt werden. Der Implementierungsaufwand entsteht für ein Unternehmen nur einmal, jede einzelne weitere Partnerintegration muss lediglich konfiguriert und getestet werden. Diese Aufgaben werden effizient, konsistent und unter Einhaltung von Sicherheitsanforderungen über Integrationsplattformen abgewickelt, die API-Integrations- und API-Management-Funktionen bereitstellen.

Je mehr Unternehmen dem Branchenstandard folgen und ihn adaptieren, umso nachhaltiger der Netzwerkeffekt:

API-Standards reduzieren den Implementierungsaufwand
Abbildung 2: Standards reduzieren den Implementierungsaufwand
  1. In einer Branche haben sich zentrale Netzwerke, Daten- oder Transaktions-Plattformen etabliert, die für viele Unternehmen dieser und angrenzender Branchen von hoher Bedeutung sind.

Die digitale Integration mit solchen „Hubs“ führt zu Wettbewerbsvorteilen für das operative Geschäft, ein Verzicht darauf ist rasch mit Wettbewerbsnachteilen verbunden.

  1. Ein Geschäftspartner ist für viele andere von so hoher wirtschaftlicher Bedeutung, dass er innerhalb der Branche in der Wertschöpfungskette eine dominante Stellung einnimmt.

Das ist für jeden Geschäftspartner Grund genug, den Vorgaben dieses einzelnen Partners zu folgen.

Für die beiden letztgenannten Szenarien ist der Netzwerkeffekt irrelevant. Sie entstehen durch Veränderungen, externe Effekte und wirtschaftliche Zwänge innerhalb der Branche, denen Unternehmen Folge leisten müssen. Auch hier ist der Einsatz entsprechender Integrationsplattformen oder eines Serviceangebotes für API-Integration und API-Management entscheidend: Aufwände für die betreffende B2B-Integration bleiben in einem vertretbaren und kalkulierbaren Rahmen, Sicherheitsrisiken werden eliminiert.

Ist es als Alternative sinnvoll, Standard-APIs marktdominierender Business-Applikationen wie SAP, Microsoft oder etwa Salesforce einzusetzen?

Nein, das ist es nicht. Alle drei Anbieter haben jeweils eigene Datenmodelle entwickelt, die der Integration via APIs für ihre Business-Systeme zu Grunde liegen: das Common Data Model von Microsoft, SAP’s One Domain Model und das Data Model von Salesforce. Wollen zwei Partner ihre Systeme unternehmensübergreifend integrieren, so müssen diese jedoch nicht jeweils vom selben Anbieter kommen. Somit muss auch hier ein Partner mit hohem Aufwand bei der Implementierung rechnen.

Sicher kann es im Einzelfall möglich sein, im Rahmen einer bilateralen Vereinbarung zwischen zwei Partnern, die jeweils Business-Applikationen desselben Herstellers nutzen, auf diese APIs zurückzugreifen. In der Vergangenheit haben zum Beispiel Geschäftspartner, die beide SAP benutzen, auf IDoc-Strukturen zurückgegriffen, da es im Einzelfall pragmatisch und ausreichend erschien. Dennoch hat sich das IDoc nicht als Standard etabliert.

Denn der Netzwerkeffekt, der eine Branche im Rahmen digitaler Vernetzung nachhaltig voranbringt, ist dadurch nicht zu erreichen. Die in der Branche eingesetzten relevanten Systeme und Applikationen kommen von unterschiedlichen Anbietern, daneben existieren weiterhin Legacy-Systeme oder Eigenentwicklungen.

Empirisch hat die Adaption von EDI-Nachrichtenstandards und -Verfahren in den letzten Dekaden gezeigt, dass es ohne Branchenstandards nicht geht.

Gibt es bereits branchenspezifische B2B-Integrationen, die auf APIs beruhen?

Mit dieser Frage und einer Übersicht auf Basis der Erfahrungen mit hunderten von Kunden und Anwendern aus diversen Branchen beschäftigt sich der zweite Blog der Reihe: APIs und B2B Integration – Teil 2: Welchen Branchen nutzen APIs für die B2B Integration?

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Thomas Kamper

Ein Beitrag von:

Thomas Kamper, SVP Strategic Product Management, ist verantwortlich für strategische Produktinitiativen im Zusammenhang mit allen Business Integrationstechnologien und -lösungen von SEEBURGER. Der Schwerpunkt liegt derzeit auf API-Lösungen und Big Data. Er ist auch für Lösungen verantwortlich, die es Unternehmen ermöglichen, Herausforderungen hinsichtlich Transparenz und Kontrolle zu meistern, wenn ihr Tagesgeschäft auf die reibungslose Ausführung digitalisierter Geschäftsprozesse angewiesen ist. Er ist im Dezember 2017 wieder bei SEEBURGER eingetreten. Zuvor war er als Interims-Manager und Business Advisor tätig. Er unterstützte dabei viele Jahre das C-Level von Software- und Cloud-Service-Anbietern, ihre strategischen Produktinitiativen erfolgreich umzusetzen.